Microtechs Sicherheitschef Thane McMarshall über das Ausrichten der “Invictus Launch Week”
Von John Brubacker
Mr. McMarshall, Sie sind Sicherheitschef der Mega-Corporation Microtech auf dem gleichnamigen Planeten im Stanton-System. Dort hatte in den vergangenen zwei Wochen die Invictus Launch Week, die Flottenwoche der Navy, stattgefunden. Was hat das für die Sicherheit des Planeten und des Unternehmens bedeutet?
Vielen Dank für die Einladung und ich freue mich hier heute dabei sein zu können.
…oder lassen Sie uns vielleicht doch ein wenig anders einsteigen. Wie wird man eigentlich Sicherheitschef eines Megakonzerns? Welche Voraussetzungen braucht man denn für diesen Job?
Nun, grundsätzlich sollte man natürlich anfangen, bei Microtech zu arbeiten, was immer eine gute Idee ist. Aber nein, Spaß beiseite. Was die Voraussetzungen angeht, ist das wie bei jedem anderen höheren Posten auch. Man benötigt eine gute Koordination, muss aber etwa in Stresssituationen die Ruhe bewahren können. Ein gewisses taktisches Grundverständnis sollte man ebenfalls besitzen. Auch vorausschauendes Handeln ist gut. Es gibt verschiedene Wege auf solch einen Posten, in der Regel muss man aber einfach seine Leistung bringen. Also ich habe, ohne dass das jetzt zu sehr nach Eigenlob klingen soll, in meiner Zeit, in der ich für den Planeten Microtech zuständig war, zum Beispiel die Forgotten 15 zerschlagen, eine kriminelle Organisation aus dem Drogenmilieu. Das hat Aufsehen erregt und mich relativ schnell in der Karriereleiter nach oben klettern lassen.
Damit haben Sie ja schon ein bisschen die nächste Frage angerissen. Können Sie noch weiter Ihr Aufgabenfeld umreißen? Der Kampf gegen Drogenkriminalität gehört offenbar dazu – was noch?
Dazu zählt, dass ich etwa einzelne Abteilungen koordinieren und leiten muss. Früher waren es mehr konkrete Einsätze. Jetzt zur Invictus Lauch Week koordiniere ich die Zusammenarbeit mit unseren Partnerunternehmen, kümmere mich darum, dass die Kommunikation mit der UEE-Navy gut funktioniert und dass nicht irgendjemand plötzlich auf die Idee kommt, zum Beispiel ein ganzes Raumschiff mitten in New Babbage zu landen. Hinzu kommt die Kommunikation mit anderen Megakonzernen. Und auch hier muss man mit ein wenig Geschick für ein gutes Verhältnis sorgen.
Damit sind wir ja schon bei der Messe. Sind Sie froh, dass die Messe nun vorbei ist und eigentlich alles ohne größere Schwierigkeiten über die Bühne gegangen ist? War das für Sie jetzt eine Zeit der Anspannung? Wie sah Ihr täglicher Arbeitsablauf aus?
Natürlich ist es so, dass Anspannung von mir abgefallen ist. Denn dass ist doch einiges an zusätzlicher Arbeit. Man muss viele verschiedene Menschen auf Trab halten und sich darum kümmern, dass alles glatt läuft. Aber wir hatten durch die Intergalactic Aerospace Expo ja schon mal einen Probelauf, der auch gut geklappt hat. Von daher war ich im Vorfeld eigentlich schon recht gelassen, weil wir alles sehr gut organisiert hatten. Dennoch liefen einige andere Projekte ja nebenbei auch noch weiter. Aber im Grunde war es schon so, dass jeder Morgen erst mal daraus bestand zu schauen, wie der Status der Messe ist. Gab es Vorfälle? Gibt es irgendwas, was weitergegeben werden muss an die Navy oder an die höhere Geschäftsführung? Und da blieb leider nicht so viel Zeit, immer selbst in den Hallen unterwegs zu sein. Ich habe ein, zweimal vorbeigeschaut, aber ich hatte eher vorher die meisten Sachen gesehen, als es noch mal um die Begehung der Örtlichkeiten ging.
Dennoch gab es einen Vorfall mit einer so genannten WowBlast-Pistole, die in den Messehallen einen Sicherheitsalarm auslöste. Eine gelangweilte Schiffsbesatzung hatte ein paar Schaumpfeile abgeschossen. Ergebnis war, das schwer gepanzerte Truppen die Hallen stürmten und die Besucher in Angst und Schrecken versetzen. Können Sie erklären, was da genau vorgefallen ist und wie Sie die Situation schließlich geklärt haben?
Ja, das war natürlich auf der einen Seite eine etwas peinliche Situation, auf der anderen Seite gab es da aus Sicherheitsperspektive gar nicht so viel zu bemängeln. Ja, es sind Schüsse gefallen, aber eben nur mit harmlosen Schaumstoffpfeilen. Aber einer der Besucher hatte eben die Waffen gesehen und das Schauspiel der gelangweilten Crew wohl fehlinterpretiert und dem Sicherheitsbeamten, der dort Dienst hatte, Bescheid gegeben. Und der hat, leider ohne das noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, den Alarm ausgelöst. Und dann wurde natürlich alles abgeriegelt und die Sicherheitstruppen haben den Bereich gestürmt. Also aus meiner Perspektive kann ich dazu nur sagen, es ist natürlich etwas schlechte Kommunikation gewesen und vielleicht hätte man dann noch mal einen zweiten Blick drauf werfen können. Auf der anderen Seite freue ich mich, dass so schnell und so konsequent reagiert wurde. Und es wurde am Ende ja auch niemand verletzt. Wir sind da ja jetzt nicht rein gestürmt und haben alles und jeden niedergeschossen….
…das wäre es ja auch was gewesen…
…ja…aber von daher ist das Verhalten doch eigentlich sehr ordentlich gewesen. Und ich entschuldige mich natürlich trotzdem noch mal bei den Messebesuchern zu dem Zeitpunkt. Denn es entstand ja ein sehr beklemmendes Gefühl. Aber zum Glück war die Situation schon nach 30 Minuten wieder geklärt. Letztlich hat die Situation gezeigt, wie schnell man reagieren kann. Und diese Erkenntnis haben wir dann auch gut für die Invictus Week gut verwenden können. Und mittlerweile haben wir unsere Pläne und auch die Überwachung da noch ein bisschen optimiert und unser Personal geschult, damit es diese Wowblaster-Waffen künftig besser erkennt.
Also, Sie konnten quasi im Vorfeld ausschließen, dass sich so ein Vorfall nicht noch einmal wiederholt.
Wir haben auf jeden Fall unser Bestes getan, damit das nicht passiert. Jeder, der eingeteilt war, innerhalb der Messehallen Aufsicht zu führen, hat vor Schichtbeginn noch einmal eingeschärft bekommen, auf so etwas ganz besonders zu achten. Und so wie ich das mitbekommen habe, ist ja auch nichts vorgefallen.
Der Zugang zu den Messehallen ist ziemlich lax. Ein paar Posten hier und da und das war’s. Steckt dahinter eigentlich Methode oder ein tieferer Gedankengang, den Menschen trotz aller Militärpräsenz quasi eine Art Sicherheitsgefühl zu geben? Oder ist es vielleicht doch auch eine gewisse Nachlässigkeit?
Wir haben uns als Ziel gesetzt, dass wir unsere Sicherheitspräsenz so gestalten, dass jeder, der auf Microtech und vor allem in New Babbage lebt, sich davon nicht beeinträchtigt fühlt und das dennoch alle bestmöglich geschützt sind. Deswegen hat sich viel Sicherheitspersonal im Hintergrund gehalten und auch jede Messehalle ist so konzipiert gewesen, dass in kürzester Zeit ausreichend Sicherheitskräfte vor Ort hätten sein können. Unsere Teams waren ständig in Bereitschaft. Wir haben uns aber explizit dafür entschieden, mehr auf Videoüberwachung zu setzen und das Personalaufgebot zu reduzieren. Wir wollten nicht das Gefühl erzeugen, dass in den Messehallen links und rechts Sicherheitsteams bereitstehen, um einen abzuführen.
Welchen Nutzen zieht das Unternehmen eigentlich aus so einer Messe für das eigene Selbstverständnis? Was ich damit sagen will: Haben Sie keine Angst, dass die Verbindung zwischen zivilen Unternehmen und Militär vielleicht künftig auch als zu eng wahrgenommen werden könnte? Das gefällt nicht jedem. Schließlich tragen wir Microtech sozusagen alle am Handgelenk.
Die Bedenken kann ich durchaus verstehen. Wir sehen uns natürlich als Teil der UEE auch in einer gewissen Verpflichtung, für Sicherheit und Ordnung für alle Mitbürger zu sorgen. Das schließt dann natürlich die Navy mit ein. Von daher erfüllt es uns schon mit Stolz, ausgewählt zu werden für so eine Veranstaltung. Auf der anderen Seite bleibt es immer dabei und das wird auch immer die Firmendirektive von Microtech sein, dass wir ein ziviles Unternehmen sind und uns nicht vom Militär für irgendwelche Projekte einspannen lassen, die nicht zu uns und zu unser Firmenphilosophie passen.
Und zum Mobiglas: Es ist ja durchaus häufiger ein schwieriges Thema, weil nun wirklich jeder es nutzt und wir damit schon eine sehr einflussreiche Stellung haben. Aber auch hier kann ich nur sagen: Das Mobiglas wird frei bleiben von Werbung, die Einflussnahme und Ähnliches begünstigt. Wir müssen und werden hier immer eine neutrale Stellung beziehen und das wollen wir auch. Wir lassen uns da auch nicht einschüchtern. Die Vorgaben, die auch die Navy bekommen hat, waren klar und sie wurden alle eingehalten. Es lief in dieser Hinsicht wirklich sehr reibungslos und verständnisvoll ab und am Ende denke ich, können da nur beide Seiten gewinnen, weil Microtech durch die Messe Publicity erfährt. Und zusätzlich natürlich auch die Navy, die durch diese Veranstaltung selbst ja viel Erfolg bei der Rekrutierung und der Selbstpräsentation hat.
Alles in allem würden Sie also sagen, dass die Messe gut über die Bühne gegangen ist. Eine Win-Win-Situation, wie man sagt…andererseits gab es ja auch ein sehr großes Gedränge in den Messehallen. Uns ist zum Beispiel zu Ohren gekommen, dass es diverse Bürger gab, die dehydriert aufgefunden wurden. Die Hallen sind sehr groß, an den Ständen gab es keinen Kaffee, da war zeitweise sogar das Wasser aus. Manche Besucher sind halb verdurstet aus den Hallen gekommen…
Also von solchen Dingen musste ich leider auch erfahren. Was die Anzahl der Lebensmittel und Getränke an den Ständen anging, hätte es durchaus mehr sein können. Das nehmen wir so auch zur Kenntnis und das werden wir für weitere Veranstaltungen auf jeden Fall mit auf die Agenda setzen. Ich hoffe, dass jeder rechtzeitig und schnell genug die medizinische Versorgung erhalten hat, die er benötigte. Und wir bemühen uns natürlich, dass so etwas nicht wieder vorkommt.
Das Interview wurde nach der „Invictus Launch Week 2951“ auf dem Planeten Microtech im Stanton-System geführt