Krieg um Idris IV

– 01 / 10 / 2544 –

Der Tevarin-Krieg tobte in seinem zweiten Jahr. Obwohl es den Vereinigten Planeten der Erde, der UPE, gelungen war, einige entscheidende Siege zu erringen, waren die Tevarin unerbittlich, gewannen im Centauri-System an Boden und trieben die UPE-Kräfte sogar bis zum Ferron-System zurück.

Ende August 2544 wurde High General Trevor Borland ungeduldig. In einem Strategiegespräch mit seinen Beratern äußerte er die Befürchtung, dass beide Seiten in einen Stellungs- und Abnutzungskrieg geraten könnten. In der darauf folgenden Woche skizzierten High Command Borland und seine Berater daher die Operation Nemesis.

Der militärische Geheimdienst hatte eine Tevarin-Werft auf der Oberfläche von Idris IV identifiziert, die als Hauptreparaturwerkstatt und Startpunkt für einen Großteil der Tevarin-Fighter im System diente, sowie als Operations-Center für mehrere unbekannte Tevarin-Strukturen, die rund um den Globus installiert waren. Operation Nemesis beabsichtigte, dieses Territorium zu erobern und zu besetzen, um so in Idris wieder Fuß zu fassen. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des UPE-Militärs beschleunigte darauf hin die Produktion ihrer neuen “Hull-Shredder”-Torpedos und machte sich kampfbereit. Marines wurden am Ferron-Sprungpunkt zusammengezogen, während sich Bodeneinheiten auf eine Invasion vorbereiteten.

Operation Nemesis war ein gewagter Plan. Beim Eintritt in das System sollte die erste Welle aus Trägern, Zerstörern, Korvetten und Transporten zunächst alle Tevarin-Großkampfschiffe ignorieren, stattdessen weiter in das System eindringen und versuchen, die Tevarin in einen Kampf über Idris IV zu ziehen. Speziell ausgerüstete Schiffe sollten auf diesem Weg ausbrechen und eine Verteidigungslinie zwischen Planet und Ferron-Sprungpunkt bilden. Die anderen Schiffe sollten unterdessen in die Atmosphäre des Planeten eindringen, militärische Kontrollpunkte einnehmen und halten, bis weitere Verstärkungen folgen würde, um die Verteidigung zu unterstützen und sich mit der ersten Welle zu verbinden.

Die Operation wurde offiziell am 30. September 2544 um exakt 13:45 gestartet. Unmittelbar nach dem Betreten von Idris kam es zum ersten Feindkontakt. Für diesen Einsatz umgerüstete Schiffe mit Raketen durchflogen zuerst den Sprungpunkt und starteten Raketen, bevor der Rest der Flotte eintraf. Die erste Welle unternahm ihren Vorstoß in Richtung Idris IV. Die Tevarin-Hauptschiffe versuchten, die UPE-Marines abzufangen und anzugreifen, aber die Flotte hielt Kurs und Geschwindigkeit in Richtung Idris IV aufrecht. Schließlich, als die Armee und die Marines wie geplant auf dem Planeten stationiert waren, griff die Navy in den Kampf ein. Die Schlacht über Idris IV begann, als Fighter von der Oberfläche ausschwärmten. Drei Transporter gingen verloren, bevor Marine-Einheiten auf den Boden ausgesetzt werden konnten.

Das 112. Infanteriebataillon unter Colonel Tio Koshi griff die dortige Schiffswerft – bezeichnet als „der Hügel’ – zusammen mit Alpha, Bravo und Charlie mechanisierten Kompanien als Unterstützung an. Nach sechs Stunden Kampf nahmen die 112. und die Marines den Hügel ein. Zunächst schien die Operation ein voller Erfolg zu werden. Doch dann entfesselten die Tevarin einen verheerenden Schlag gegen die Flotte im Orbit über Idris IV. Die Strukturen, die die Tevarin gebaut hatten, erwiesen sich als Prototyp eines planetarischen Verteidigungssystems. Zwei Träger wurden innerhalb von Sekunden vernichtet. Die restlichen UPE-Schiffe lagen verstreut in der Atmosphäre, um das Feuer zu vermeiden. Schlimmer noch, die neuen Hull-Shredder-Torpedos fingen an zu versagen, entweder explodierten sie in ihren Rohren oder versagten beim Abschuss. Und an der Oberfläche kehrten die Tevarin-Kräfte mit neuer Kraft zurück.

Als sie Berichte von den Schiffen hörten, erkannte die 112th, dass sie sehr bald auf sich allein gestellt sein würde. Ihre maschinelle Eskorte war bereits auf fünfzig Prozent ihrer Stärke gesunken. Die Soldaten waren mit den Anlagen der Tevarin zudem bei weitem nicht so vertraut wie ihre Feinde und hatten Schwierigkeiten, sie zu sichern. Die Schiffe in der Atomsphäre kämpften sich unterdessen durch Welle um Welle von Tevarin-Fightern über Idris IV. Sie gaben keinen Raum auf, da sie wussten, dass jeder verlorene Platz die Truppen unter ihnen mit Sicherheit zum Tode verurteilen würde. Die 112. erlitt schließlich einen verheerenden Verlust, als ein Tevarin-Fighter das Gelände beschoss und eine Antimaterie-Bombe abwarf, die Colonel Koshi und seinen Führungsstab tötete. Die Bodentruppen zerstreuten sich daraufhin, waren komplett demoralisiert.

Mehr noch: Die letzten Überreste der 3. EU Bravo Company starben in einem einzigen Angriff. Die übrigen Marines und die 112. fielen in ihre innere Verteidigungsposition zurück. Major Michael Colorry von der 112. Charlie-Kompanie versuchte noch, einen Extraktionsplan zu organisieren, als ihn die Kugel eines unsichtbaren Scharfschützen tötete. Sein Stellvertreter, ein junger, ehrgeiziger Offizier, Kapitän Ivar Messer, übernahm daraufhin das Kommando.

Messer fing an, von den Vergeltungsbombern der Flotte sofort Bombenangriffe anzufordern, während er mit den überlebenden Soldaten weitere Angriffe plante. Stundenlang warfen die Retaliator ihre Bomben auf die Tevarin-Kräfte ab. Messer organisierte unterdessen eine kleine Aufklärungseinheit, um das planetarische Verteidigungssystem zu zerstören, das die Flotte in der Atomsphäre immer noch angriff. Messers Gruppe beschlagnahmte ein abgestürztes Tevarinschiff und drang hinter die feindlichen Linien vor.

Das Infiltrationsteam unter der Leitung von Sergeant Adam Corr schaffte es dabei, den Kern des planetarischen Abwehrsystems nicht nur zu entdecken, sondern die Kontrolle darüber zu übernehmen. Bald darauf wendeten sich die verheerende Waffe gegen die sich zusammenballende Tevarin-Flotte – lange genug, damit UPE Naval-Verstärkungen in das System eindringen konnten. Die Schlacht bei Idris IV hatte eine weitere Wendung genommen. In den nächsten Stunden begannen die Tevarin-Kräfte zurückzufallen. Leider mussten Corr und sein Team das Verteidigungssystem aufgeben und sprengen, bevor die Verstärkung eintraf.

Als sich der Rauch auf Idris IV löste, waren auf beiden Seiten über hundert Großkampfschiffe, tausende Fighter und siebzigtausend Menschen verloren. Messer und seine Truppen hielten den Hügel aber immer noch. Seine Taten hatten das Blatt der Schlacht entscheidend gewendet. Der Sieg bei Idris IV sollte bald schon die Rekrutierungsraten in die Höhe treiben und Schwung aufbauen, um weiter in Tevarin-Systeme vorzudringen. Im Mittelpunkt alldessen aber stand der junge, ehrgeizige Kapitän Ivar Messer, dessen Machtinstinkt ihn auf einen Weg bringen würde, der den Lauf der Menschheitsgeschichte bald auf eine ganz andere Weise verändern würde.

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