Interview mit Siruck, Wissenschaftler und Forscher der “Scientific Union” im Stanton-System
Von John Brubacker
Herzlich Willkommen, heute bei uns zu Gast: Mr. Siruck, seines Zeichens Wissenschaftler und Mitglied der Scientific Union. Hallo Mr. Siruck! Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Vielleicht können Sie sich zunächst ein wenig vorstellen?
Guten Tag Herr Brubacker. Ich bin erst vor einigen Jahren hier im Stanton-System angekommen. Ich wollte mir selbst einmal ein Bild machen, wie es aussieht, wenn die politische Macht über einen planetaren Sektor allein in der Hand mehrerer Megakonzerne liegt. Außerdem kannte ich diesen Sektor an sich noch nicht. Nach meiner Ankunft im System habe ich mich daher erst ein wenig umgesehen und dabei mit Liefermissionen unverfänglich das System untersucht. Später habe ich mich dann der Scientific Union angeschlossen.
Sie sind ja nach eigenen Angaben Wissenschaftler und Entdecker. Wie sind Sie denn Wissenschaftler geworden? Was ist ihr Spezialgebiet?
Wissenschaftler war ich schon vor meiner Ankunft im Stanton-System. Von dieser Zeit möchte und kann ich hier und jetzt aber nicht reden. Ich kann nur so viel verraten, dass die Arbeiten an der Persei Analytical Research and Quantification (kurz UPARQ) sehr interessant waren. Es war eine sehr schöne, aber auch intensive Zeit auf Persei. Neben der Physik ist auch die Astronomie eines meiner Spezialgebiete. Seit einiger Zeit leite ich diesen Bereich Astronomie bei der Scientific Union.
Im vergangenen Jahr haben Sie mit spektakulären Experimenten ja für ziemlich Furore im Stanton-System gesorgt. Sie haben mit einer breit angelegten Messstudie herausgefunden, bis zu welcher Höhe man über einem Mond wie Calliope oder einem Planeten wie Microtech noch atmen kann. Erzählen Sie uns davon doch einmal ein wenig…
Nun, ich hatte kurz nach meiner Ankunft hier im Stanton-System das NAV-System meiner damaligen 315p einem Update unterzogen und konnte dann auch Kurse nach Microtech und seinen drei Monden berechnen. Bei meinen ersten Untersuchungen der für mich neuen Monde habe ich natürlich alle Daten dokumentiert. Als ich nach einiger Zeit erneut Calliope untersuchte, stelle ich dort eine massive Veränderung fest. Die ursprünglich nicht atembare Atmosphäre hatte sich in Zusammensetzung und Druck komplett verändert. Wenn auch aus medizinischer Sicht nicht empfehlenswert, so ist die Atmosphäre nun atembar. Ich kann mir diesen Umschwung nur durch ein illegales und neuartiges Terraforming-Projekt erklären.
Auf Microtech selbst wurde ja schon viel falsch gemacht. Ich hoffe, man macht nicht wieder die gleichen Fehler. Auf Grund der veränderten Atmosphäre habe ich diese nun genauer untersucht. Neben einer genauen Analyse der Druck- und Temperaturverläufe ging es um die maximal erreichbare Höhe ohne Druckanzug. Für dieses Experiment habe ich mir extra einen halboffenen Analysehelm anfertigen lassen, um meine Biosignale zu überwachen und zu plotten. Auch die verwendete Nomad wurde für den Einsatz modifiziert. Zum Abschluss wurde das Experiment auf Microtech wiederholt. Es gibt auch einen Bericht zum Experiment der unter dem Titel “Atemlose Experimente“ von der Publikation „Off the Record“ veröffentlicht wurde.
Wie es sich anhört, bringen Sie sich dabei durchaus ja auch mal selbst in Lebensgefahr. Ist der wissenschaftliche Fortschritt das wert? Was war denn bisher Ihre brenzligste Situation?
Natürlich ist jeder Raumflug an sich schon ein gewisses Risiko. Aber trotzdem bleiben die meisten von uns nicht auf Ihren Geburtsplaneten. Bei meinen Experimenten wird natürlich im Vorfeld eine Risikoanalyse durchgeführt. Für das eben erwähnte Projekt waren wir daher zu dritt unterwegs. Neben einem erfahrenen Piloten hatte ich einen medizinisch ausgebildeten Assistenten dabei, der meine Biomonitorwerte im Auge behalten hat. Da die Rampe der Nomad ja offen ist, waren wir die ganze Zeit natürlich gesichert. Die Risiken wurden also so weit wie möglich reduziert. Die genauen Analysedaten der neuen Atmosphäre sind es wert. . . . Ich bin gespannt, wie sich Calliope weiterentwickelt.
Ich möchte das Thema gern noch ein wenig erweitern. Nav-Jumper, die Sprungpunkte zu neuen Welten suchen, sind ja in der Regel die ersten, die ein System entdecken. Dann weiß man darüber ja aber im Grunde noch nichts. Erst Wissenschaftler und Forscher bringen neue Entdeckungen, die allen zu Gute kommen. Würden Sie das so unterschreiben? Wo sehen Sie sich da in der Kette des Erkenntnisfortschritts? Was kann ein Wissenschaftler wie Sie im besten Falle leisten, im schlimmsten Falle anrichten?
Es sind meist nicht die Wissenschaftler, die etwas Schlimmes anrichten. Es sind die Auftraggeber. Die Messer-Ära hat uns das sehr gut vor Augen geführt. Die Gründungsväter der Scientific Union haben damals etliche Wissenschaftler aus der . . .,nennen wir es Sklaverei, befreit. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass freie Wissenschaftler ein System entdecken und untersuchen bevor ein Mega-Konzern auch nur ein Schiff in so einen Sektor schicken kann. Das Stanton-System ist ein Paradebeispiel für den negativen Weg. Auf ArcCorp sucht man vergeblich die Natur, auf Hurston kann man ohne Atemschutz nicht sicher atmen, Crusaders Müllentsorgung ist Augenwischerei, Spacewale gibt es sicher in ein einigen Jahrzehnten nur noch als Plüschtiere und Mictrotech hatten wir ja schon. Ich hoffe sehr, dass uns auch die neue KI-Forschung weiter helfen kann, Planeten und Monde weniger invasiv zu erforschen.
Sie haben im Stanton-System dazu unlängst auch alle Abbaugebiete von Roherzen kartiert, richtig? Wie muss man sich diese Arbeit genauer vorstellen? Ist sie eintönig? Sitzt man die meiste Zeit dann doch wieder am Schreibtisch oder allein in seinem Raumschiff? Oder passiert unterwegs auch Unvorhergesehenes? Vielleicht können Sie uns Ihren Wissenschaftler-Alltag mal etwas genauer vorstellen? Haben sie bei Ihren Reisen eigentlich sonst noch etwas Interessantes entdeckt?
In der Tat war es eine sehr eintönige Arbeit gefolgt von eintönigem Einhämmern und Analysieren der Daten. Aber ich habe diese Arbeiten ja nicht allein durchgeführt. Zum einen kann man bei den Scanning-Flügen wunderbar „Radio Infinity“ hören und ich hatte auch ab und zu Gäste im Schiff. Außerdem haben andere Mitarbeiter der Scientific Union einige Sektoren gescannt, sodass ich nicht alle Daten selbst erheben musste. Bei einigen Lagrange-Punkten kam es zu Begegnungen mit Piraten. Das Außergewöhnlichste war aber, dass wir bei unseren Expeditionen seltsame Sonden an den so genannten L5-Punkten gefunden haben. Diese schwebten jeweils zu zweit ein Stückchen oberhalb der dort stationierten Raumstationen. Ich vermute, dass diese etwas mit den Quantumdrive-Dämpfungsfeldern zu tun haben könnten, die dort später bei verschiedenen Lockdowns der Piratenfraktion Ninetails aufgespannt worden sind. Außerdem gab es dort noch Trümmer einer alten Raumstation. . .Da fällt mir ein, ich wollte die Archive noch einmal danach untersuchen. . . .
Was würden Sie eigentlich jemandem raten, der ebenfalls Wissenschaftler wie Sie werden möchte? Welche Voraussetzungen und Eigenschaften sollte er haben? Sollte man eher ein Einzelgänger sein oder braucht gerade gute Wissenschaft die Kooperation?
Ich denke, es ist die Mischung. Es gibt durchaus auch Arbeiten, die man allein machen möchte und auch machen kann. Aber man muss auch immer wieder mit anderen zusammenarbeiten, da einige Experimente sonst einfach nicht möglich sind. Trotzdem bietet die Forschung in der Scientific Union besonders auch ruhigen Citizens die Möglichkeit sich einzubringen. Das Wichtigste, was man mitbringen sollte, ist aber der Wille und der Drang zur Entdeckung. Natürlich sind aber auch Logistiker und Supporter sowie die Absicherung sehr wichtig.
Stellen Sie uns zum Schluss doch noch einmal die Scientific Union kurz vor.
Nun, ich bin Forscher und Mitglied bei der Scientific Union, einer Organisation, die sich der Wissenschaft verschrieben hat. Unabhängig vom Empire, vom Millitär und von Wirtschaftsunternehmen überprüfen, kartieren und untersuchen wir auf eigene Rechnung und nach eigenen Maßgaben. Welchen Daten kann man schließlich trauen, wenn nicht denen, die man selbst erhoben hat? Das Motto der Scientific Union lautet „Für eine freie Wissenschaft“. Neben den Mitgliedern arbeitet die Organisation aber auch gern mit freien Mitarbeitern zusammen, die ihr nicht direkt angehören. Es sind dann unsere Gäste die wir gern auf Exkursionen, aber auch zu Experimenten und Events mitnehmen.
Vielen Dank – das war „Standpunkt“, das Interview auf „Radio Infinity“ mit einem interessanten Gast des Empires. Herrn Siruck wünschen wir für seine Experimente und Forschungen alles Gute. Ohne die Wissenschaft wären wir nicht da, wo wir heute sind. Bleiben Sie uns gewogen und bis zum nächsten Mal – Ihr John Brubacker!