Die letzte Schlacht der Menschheit gegen die Tevarin – wie sie den zweiten Krieg verloren.
Von Adam Wieser
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Kapitel 01
24. Juni 2610 – Elysium-System
Am Ende des Sprungtunnels flimmerte der Raum, verzerrte sich und offenbarte dann das Kaleeth’ala-System. Corath’Thal starrte von der Brücke hinaus in die dunkle Leere vor ihm. Sein Blick auf die Weite, die vor seiner Flotte lag, tanzte leicht, als der Schutzschild seines massiven Schiffes nachjustierte und sich fast wie von selbst in Position brachte. Aus dem Augenwinkel konnte Corath’Thal die Schildmeisterin sehen, die ihre Einstellungen vornahm. Und er nahm ebenfalls wahr, dass sie unter ihrem ruhigen Äußeren vor Aufregung zitterte. Das war mehr als nur das Hochgefühl, das immer auf einen Kampf folgte. Dies war etwas Neues. Etwas, das keiner von ihnen bisher zu fühlen gewagt hatte.
Obwohl die weite Umgebung, die sich vor ihm ausbreitete, ähnlich aussah wie in anderen Systemen, wusste Corath’Thal , dass es so viel mehr war. Nach allem, was sie in den letzten sieben Jahren erlebt hatten, hatte er sein Volk endlich nach Hause gebracht. Die Übriggebliebenen der Hauptflotte drängten sich vor dem Centauri-Elysium Sprungpunkt. Er hatte nicht viel Zeit die Überlebenden zu ihrer Heimatwelt Kaleeth zu führen. Die UEE-Truppen, die er auf der Centauri-Seite des Sprungs in einen Hinterhalt gelockt hatte, waren nicht mehr weit entfernt. Corath’Thal hatte einen Entschluss gefasst. Dieser Krieg würde zu seinen Bedingungen enden – egal ob mit Sieg oder Niederlage.
Corath’Thal gab Rados ein Zeichen, seine Stimme an seine erschöpfte Flotte zu erheben.
„Als wir diesen Weg einschlugen, hatten wir keine Heimat mehr. Nur eine Welt, die uns einst gehörte, die uns entrissen wurde. Ich schwor, wenn ihr mit mir kämpft, würde ich euch nach Hause bringen und dass Rijora uns einen Weg zum Sieg weisen würde …“
Corath’Thal hielt inne, während ihm die Worte in der Kehle stecken blieben.
„Nach den heutigen Ereignissen weiß ich, dass uns die Rijora entweder im Stich gelassen hat oder wir haben die Rijora im Stich gelassen…ich bin mir nicht sicher, ob es da noch einen Unterschied gibt. Aber ich bin mir sicher, dass ich das erste Versprechen, das ich mir und euch allen gegeben habe, nun erfüllen werde. Wir werden nach Hause gehen.“
Bevor er fortfahren konnte, hallte ein Warnton durch den Schiffsrumpf und klang in allen Hallen des Hauptschiffes nach. Corath’Thal überprüfte die Scans. Menschliche Schiffe näherten sich in großer Zahl ihrer Position.
„Diejenigen, die sich für das Land unserer Vorfahren einsetzen wollen, folgen mir. Diejenigen, die das nicht wollen, sollten meinen Vorstoß als Chance zur Flucht nutzen. Möget ihr leben, um an einem anderen Tag zu kämpfen. Goth’raj doah!“
Corath’Thal musterte die Gesichter derer, die mit ihm auf der Brücke standen. Keiner begegnete seinem Blick, alle starrten in die Ferne, wo ihre Heimat lag. Jeder akzeptierte sein Schicksal auf seine eigene Weise. Die Sensoren kreischten, als das Schutzschild des Schiffes die erste Angriffswelle der sich nähernden UEE-Streitkräfte abfing.
„Goth’raj doah!“, brüllte Rados, kaum in der Lage, die Emotionen in seiner Stimme zu kontrollieren. Einstimmig antwortete die Besatzung: „Goth’raj doah!“
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Als die Tevarin-Flotte über Elysium in Richtung Heimatwelt Kaleeth stürzte, eilten die UEE-Soldaten zu den Kampfstationen in Erwartung eines umfassenden Angriffs auf die Welt, die sie in Jalan umbenannt hatten. Am Himmel darüber versuchten die Schiffe der UEE Navy eine Blockade zu errichten. Aber die Tevarin-Flotte bildete nicht ihre traditionelle Phalanx-Formation. Sie erwiderte nicht einmal das Feuer, als sie angegriffen wurde. Die Schiffe unterlagen entweder dem Sperrfeuer, das ihre Rümpfe durchlöcherte oder sie wichen aus und beschleunigten. Als sich die Tevarin-Schiffe der Atmosphäre Kaleeths näherten, deaktivierten sie merkwürdigerweise ihre mächtigen Schilde.
Corath’Thal sah zu, wie Tevarin-Schiffe vor ihm die Atmosphäre durchdrangen und zerbarsten. Große Trauer erfüllte ihn, als er das schreckliche Schicksal erkannte, das sein Volk erwartete. Würde er einer der letzten Tevarin sein, der seine Heimatwelt erblickt? Sein Schiff schüttelte sich heftig, als es in die obere Atmosphäre eintauchte. Am Horizont sah er etwas durch die Wolkenschicht brechen. War dies der Gipfel des Mount Supteek? Corath’Thal taumelte nach vorn und legte seine Hand auf die Scheibe. Er hatte den Supteek zuletzt gesehen, als er als Kind mit seinen Eltern aus Kaleeth geflohen war. Sein Gipfel war eine der einzigen Erinnerungen, die er noch an seine Heimat hatte.
Das Glas wurde heiß, aber Corath’Thal wich nicht zurück. Die Schönheit Kaleeth, selbst von oben, überwältigte ihn. Die Wolken teilten sich. Jetzt konnte er die Städte sehen, die die menschlichen Invasoren um ihre alten Tempel herum gebaut hatten. Es widerte ihn an. Plötzlich wurde er von Reue übermannt, Reue, dass er sie nicht alle getötet hatte, während das Schiff um ihn herum zerfiel.
Der Zweite Tevarin-Krieg war endlich vorbei.
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25. Juni 2610 – Caliban-System
„Clarice“ schien heute noch wütender zu sein als sonst. Hickory passte den Kurs an, um einen größeren Abstand zu ihr zu halten. Hickory hatte den massiven Sturm, der in der oberen Atmosphäre von Caliban IV wütete, nach seiner Mutter, Clarice, benannt. Beide waren eine schlechte Nachricht für Piloten, wenn sie ihnen zu nahekamen. Andererseits war es gut für Hickory, der Schiffsteile oder Fracht barg, die von dem Sturm zerstört worden waren. Er verkaufte alles auf Crion weiter.
Die meisten vermieden „Clarice“ und ihre schiffszerstörenden Blitzeinschläge. Doch viele schenkten ihr nicht genug Aufmerksamkeit. Einige waren zu faul, ihre genaue Position zu kartieren, während andere sogar absichtlich in ihre Nähe flogen, um die Signatur ihres Schiffes zu verbergen. Hickory interessierte sich nicht für ihre Beweggründe, sondern nur dafür, dass er von ihnen Wertgegenstände erbeuten konnte, um seine Reise ins Banu-Protektorat zu finanzieren. Plötzlich ertönte auf Dolos‘ Scannern das süße Lied der Entdeckung. Hickory machte sich auf den Weg um zu sehen, was für einen Fang es heute war.
Es war eine RSI Nova, ein aufgemotztes Kurierschiff, mit schwerer Bewaffnung. Hickory lief das Wasser im Mund zusammen. Dies war kein ziviles Schiff. Es war militärisch und möglicherweise mit Informationen und Vorräten für den Krieg beladen. Aber um ehrlich zu sein, waren die meisten zivilen Schiffe heutzutage auch ziemlich gut ausgerüstet. Sieben Jahre Tevarin-Krieg bedeuteten, dass kein menschliches Schiff mehr sicher war, wenn es nicht bis an die Zähne bewaffnet und mit Vorräten vollgestopft war. Das war nicht immer der Fall. Schiffswaffen galten einst als Luxus für die Reichen oder als gefährlich. Jetzt fand man sie überall. All das machte Hickorys Job ein bisschen schwieriger, aber die Bezahlung auch ein wenig besser. Krieg hat immer unbeabsichtigte Nebenwirkungen, dachte Hickory.
Ein Blitz von Wirbelsturm „Clarice“ hatte die Nova zerstört, so trieb sie langsam durch den Raum. Hickory ermittelte ihre Geschwindigkeit und Flugbahn, um zu berechnen wo sie in ein paar Stunden sein würde. Er flog zu dem berechneten Punkt und schaltete sein Schiff ab. Dann stellte er einen Wecker, der in zwei Stunden klingeln sollte, damit er sein Gefühl für die Zeit nicht verlor. Anschließend verließ er die „Dolos“ und schwebte im Raumanzug hinüber zur Nova. Während er durch das Nichts trieb, beobachtete Hickory, wie „Clarice“ heftig unter ihm herumwirbelte. Die Oberfläche des Sturms schien durch die elektrische Aktivität geradezu zu brodeln. Dieser Anblick verdeutlichte Hickory das Verständnis des Universums: Es war gleichzeitig schmerzhaft schön und unerbittlich böse.
Hickory erreichte das treibende Wrack und durchtrennte die Hülle. Drinnen fand er den Piloten am Steuer. Der Blitzschlag, der die Nova gebraten hatte, musste gewaltig gewesen sein. Die Hände des Piloten waren mit dem Steuerknüppel verschmolzen. Hickory untersuchte das Cockpit nach persönlichen Gegenständen und wandte sich dann den Fluginstrumenten zu. Es wäre reine Zeitverschwendung gewesen, die Komponenten zu bergen. Alles war verkohlt. Also untersuchte Hickory systematisch jeden Winkel des Raumschiffs und ärgerte sich dabei immer mehr. Wie konnte es sein, dass es kein einziges Stück Fracht an Bord gab? Je länger er das Schiff untersuchte, desto weniger Sinn machte es. Wie hatte er überhaupt das Schiffssignal empfangen, wenn alle Komponenten verbrannt waren? Irgendetwas hier musste noch funktionieren. Hickory tastete das Info-Terminal mit seiner Taschenlampe ab und stellte fest, dass dessen Frontplatte geschmolzen war. Wenn dieses Schiff auch nur ein einziges Bauteil mit einem erstklassigen Überspannungsschutz besäße, hätte es sich schon gelohnt.
Also holte er sein Multitool heraus und brach die Frontplatte vorsichtig auf. Als er einen Blick auf das Innenleben warf, bekam er große Augen. Es war ein XL-250i. Die hochwertige, militärische Komponente war in viel besserem Zustand als der Rest der Cockpit-Konsole. Es bestand die Möglichkeit, dass das Ding noch funktionierte. Wenn das der Fall war, konnten die Komponenten allein einen beträchtlichen Gewinn abwerfen, plus der Daten, die darauf gespeichert waren. Hickory schloss sein speziell angefertigtes Hacking-Tool an die Stromversorgung an und gab ihm Saft. Das System erwachte zum Leben. Hickory widerstand dem Drang eine schnelle, umfassende Bewertung der Daten vorzunehmen und begann mit dem Download.
Wahrscheinlich war es besser, die Informationen in Sicherheit zu überprüfen. Je eher das System heruntergefahren wurde, desto besser. Auch wenn seine eigene Signatur klein war, so war er sicher nicht der Einzige, der „Clarice“ nach Schiffswracks durchforstete. Hickory warf einen Blick auf das Hacking-Tool in seiner Hand und sah, dass der Download fast abgeschlossen war. Das war enttäuschend rasch. Offenbar waren nicht viele Daten drauf.
Als der Statusbalken einhundert Prozent anzeigte, entfernte er sein Hacking-Tool und schaltete das System ab. Dann entfernte er schnell die wichtigsten Komponenten. Er träumte davon, mit ihnen sein eigenes Schiff aufzurüsten. Und wer weiß – vielleicht würden die Daten, die er wiederherstellte, mehr wert sein als erwartet. Zuversichtlich, dass er alles gefunden hatte, was die Nova zu bieten hatte, sah Hickory auf die Uhr. Er war etwas schneller gewesen, als die zwei Stunden, die er sich selbst gegeben hatte. Die „Dolos“ sollte nahe genug sein. Das Loch, das er in den Rumpf geschnitten hatte, lag über ihm. Er holte tief Luft, aktivierte seine EVA-Schubdüsen und zielte auf diese Stelle. Mit einem Ruck katapultierte er sich zurück in den Weltraum.
Er hielt seine Flugbahn gerade, bis er die Nova hinter sich gelassen hatte. Er verlor sich in Gedanken und fragte sich, welche Informationen er aus dem Schiff geborgen hatte und welchen Preis sie wohl einbringen könnten. Dann bemerkte er, dass er weiter abgedriftet war als erwartet. Er nahm sein Ortungsgerät zur Hand, als der Raum hinter ihm plötzlich wie ein Hochofen glühte. Hickory schaltete die Schubdüsen seines Anzugs ab und drehte sich, um die Szene zu beobachten. Die Nova, die er Minuten zuvor verlassen hatte, war nun nur noch ein Trümmerfeld, die Flammen der Explosion erloschen schnell im Vakuum. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er die sich näherndenSchakal erkannte. Das Späherschiff der Tevarin wollte offenbar ebenfalls die Trümmer der Nova inspizieren, die er gerade hinterlassen hatte. Hickorys Puls raste. Er musste zu seinem Schiff und zwar schnell. Am besten, war er weg bevor das Tevarin-Späher-Schiff sein nächstes Ziel suchte und womöglich die „Dolos“ erspähte.
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„Drahk … du hättest nicht angreifen sollen, ohne mich zu warnen.“
Die Müdigkeit in Tajhbinds Stimme war deutlich zu hören. Drahk konnte Tajhbinds Blick durch seinen Helm spüren.
„Ich bitte um Entschuldigung, aber meine Scans haben eine sensible Signatur aufgefangen, die direkt aus dem Raumschiff kam.“
„Warum hast Du dann nicht angegriffen?“
Es war eine schneidende Frage, aber Drahk wusste, dass von ihm keine Antwort erwartet wurde. Drahk und Tajhbind waren die meiste Zeit des Krieges Co-Piloten gewesen. Drahks stets nervöser Abzugsfinger und andere offensive Unzulänglichkeiten wurden toleriert, denn er war ein Meister des Phalanx-Schildes. Drahks Stärken kompensierten Tajhbinds Schwächen und umgekehrt, so dass die beiden ein tödliches Duo bildeten. Drahk absorbierte und lenkte das Feuer aus allen Richtungen ab, so dass sich Tajhbind auf das Kämpfen konzentrieren konnte.
„Es ist in Ordnung, aber ich brauche Dich auf einer Höhe mit mir. Wer weiß, ob es auf dem Schiff etwas gab – was war das …“
„Was ist das?“
Ein nicht identifiziertes Schiff erschien auf Drahks Radar. Es war nah und seine Signatur wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Drahk wusste, was das bedeutete.
„Es ist ein Menschenschiff!“
Der Quantenantrieb des Schiffes beendete soeben den Spoolvorgang, während Tajhbind aus beiden Läufen feuerte. Seine Schüsse durchschlugen den Rumpf, bevor sich der Quantenantrieb aktiven konnte. Das Schiff stotterte und drehte sich in eine neue Richtung, dann beschleunigte es plötzlich auf und davon.
Warum hatte Drahk nicht bemerkt, dass sich ein anderes Schiff in der Nähe versteckt gehalten hatte? Sein Versagen könnte Ekoraapts Crew und Mission gefährden. Nach Ansicht der Rijora war die einzige Möglichkeit, sofort zu gestehen.
„Ich habe in meiner Pflicht dir gegenüber versagt, Tajhbind. Mein unverantwortlicher und übereifriger Angriff hat mich davon abgehalten, meine Scan-Pflichten ordnungsgemäß zu erfüllen. Ich schwöre bei der heiligen Rijora, Goth’raj doah, dass ich alles tun werde, um diesen Fehler wiedergutzumachen oder ich werde ein angemessenes Schicksal erleiden.“
„Wenn die Menschen herausfinden, dass wir im System sind, steht unser Leben auf dem Spiel, nicht unsere Ehre. Wir müssen uns darauf konzentrieren, das erste zu bewahren, bevor wir das zweite wiederherstellen.“
Tajhbind kontaktierte Ekoraapt und erklärte die Situation. Sie wurden angewiesen umzukehren. Dank dieser unvorhergesehenen Begegnung mussten die Schlachtpläne beschleunigt werden. Bevor er sich abmeldete, fragte Tajhbind, ob es Neuigkeiten über den Angriff von Corath’Thal Angriff auf Centauri gab. Die gesamte Besatzung wartete ungeduldig auf ein Update, aber es gab immer noch keine Neuigkeiten. Drahk war nicht entmutigt durch den Mangel an Informationen. Die Entfernung zwischen Caliban und der Front bedeutete nur, dass eine Verzögerung des Informationsflusses unvermeidlich war.
Drahk war nach wie vor zuversichtlich, dass Corath’Thals Plan funktionieren würde. Ekoraapts Angriff auf Crion würde UEE-Ressourcen nach Caliban umleiten und Verstärkung von der Hauptschlacht abhalten. Letztendlich würde die Rijora die Tevarin zum Sieg über die Menschen führen und sie würden Kaleeth für sich zurückgewinnen.
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Hickory hatte Glück, dass er noch lebte und er war sich dessen bewusst. Dieser Tevarin war ein verdammt guter Schütze. Die Kugeln trafen sein Schiff zwar in dem Moment, als sich der Quantenantrieb aktivierte und seine Flugbahn änderte. Glücklicherweise korrigierte die „Dolos“ aber den Kurs, bevor die G-Kräfte tödlich wurden. Auch wenn Hickory dies überlebte, sein Kopf schmerzte höllisch. Augenblicke später stotterte die „Dolos“ und fiel aus dem Quantentunnel. Während er den Schaden an seinen Systemen überprüfte, wurde ihm klar, wie weit er vom Kurs abgekommen war. Hickory zündete die Triebwerke und schwenkte zurück Richtung Crion.
Er hatte etwas Abstand zwischen sich und den Tevarin gebracht, aber er fürchtete, dass es nicht reichen würde. Caliban IV leuchtete schwach in der Ferne. Das war nur eines seiner Probleme. Nicht nur, dass er keinen Quantumtreibstoff mehr hatte, der Antrieb war beschädigt. Aber das waren nicht die schlimmsten Probleme. Hickory berechnete die Entfernung zu Crion. Die „Dolos“ bestätigte ihm, flöge er mit seinen konventionellen Triebwerken, würde ihm der Sauerstoff ausgehen, lange bevor er irgendetwas mit einer Atmosphäre erreichte.
Hickory erwog, ein Notsignal auszusenden, aber er wusste, wer in diesem Teil des Weltraums antworten würde – Leute wie er selbst, die kein Mitgefühl für Notlagen anderer hatten. Außerdem konnte das Signal die Aufmerksamkeit des Tevarin erregen, vor dem er geflohen war. Höchstwahrscheinlich würde niemand kommen, bevor es zu spät war. Das wäre das Beste, was passieren konnte. Hickory starrte ins Leere. Das war einfach Pech. Die XL-250i-Komponenten und was auch immer für Daten auf dem Laufwerk waren, waren die Garantie dafür, seinen Plan ausführen zu können. Anstatt nach Kins aufzubrechen, saß er nun aber in Caliban fest.
Hickory aktivierte den Autopiloten und kletterte aus dem Pilotensitz in einen der Stauräume des Schiffes. Darin saß ein Flatcat-Stofftier auf einer Kiste mit gealtertem Angeli-Whiskey. Hickory bewegte die Wohnungskatze behutsam zur Seite, knackte die Whiskeykiste und nahm eine Flasche heraus. Er schenkte sich ein gutes Glas Whiskey ein und setzte sich auf seine Koje. Der Whiskey brannte beim Runterschlucken und pulsierte in seinem schmerzenden Kopf. Er starrte auf das Terminal gegenüber. Dann ging er hinüber und schloss sein Hacking-Tool an. Was blieb ihm anderes übrig, als zu trinken und zu sehen, welchen Wert diese Informationen barg?
Es dauerte nicht lang bis Hickorys Kopf von etwas anderem als dem Getränk verrückt spielte. Die Datei enthielt nur eines – eine unterzeichnete tevarinische Kapitulationsurkunde. Mit plötzlich trockenem Mund stürzte Hickory den restlichen Inhalt seines Glases hinunter. Er las die Nachricht zum millionsten Mal. Der Krieg war vorbei. Er konnte es fast nicht glauben. Der Zweite Tevarin-Krieg war vorbei.
Dann überprüfte er die Kommunikationsprotokolle der Nova und sah eine fehlgeschlagene Übertragung an die „UEES Crescent“. Das Kurierschiff hatte wohl die Nachricht vom Ende des Krieges zur „Crescent“ schicken sollen, bevor es vom Sturm zerrissen wurde. Es bestand also die theoretische Möglichkeit, dass die „Crescent“ nichts davon wusste. Das wiederum bedeutete, dass er wahrscheinlich die erste und einzige Person in ganz Caliban war, die davon wusste.
Hickory kam plötzlich ein Gedanke. In Anbetracht seiner Vergangenheit war es ein prekäres Unterfangen, aber soweit er es beurteilen konnte, gab es keine bessere Möglichkeit. Wenn er die Sache richtig anstellte, konnte er diese entscheidende Information vielleicht gegen seine vergangenen Übertretungen eintauschen? Hickory griff nach der Flasche, nahm einen weiteren Schluck und ließ die Wärme durch seinen Körper wandern. Dann kletterte er wieder ins Cockpit und stellte den Kurs neu ein. Augenblicke später aktivierte er ein Notsignal. Zum ersten Mal in seinem Leben hoffte Hickory, dass das UEE-Militär ihn finden würde.
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Commander Wallace betrachtete schweigend die beiden Besatzungsmitglieder vor sich. Wenn ihre Verletzungen ein Hinweis waren, war es wohl ein fairer Kamp gewesen.
XO Coburn starrte das verletzte Paar mit seinem typisch finsteren Blick an. Sein Gesicht, hart und vernarbt von vielen Jahren des aktiven Dienstes, ließ keinen Zweifel daran, dass er nur ein Leben kannte – das des Militärs. Die beiden Crewmen ließen schuldbewusst die Köpfe hängen und betrachteten den Teppich, der vor Wallace Schreibtisch lag. Soweit sie wusste, war er der Einzige an Bord der „Crescent“ – ein bisschen Wärme inmitten des kalten Metalls des Schiffes.
„Es scheint, als bräuchtet ihr beide eine andere Möglichkeit, euch zu beschäftigen. XO Coburn, geben Sie diesen beiden Besen in die Hände und sorgen Sie dafür, dass sie jeden Boden kehren, wo auch immer sie hingehen.“
„Mit Vergnügen.“
Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf Coburns Gesicht aus.
„In der nächsten Woche werdet ihr diese Besen nur auf Befehl eines Vorgesetzten aus den Händen legen, Verstanden?“
Die Crewmen nickten, salutierten und wurden entlassen. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sich Commander Wallace wieder ihrem Computer zu um zu sehen, ob die Simulation, die die „Crescent“ an Caliban IV vorbeifliegen ließ, abgeschlossen war. Sie wollte sicherstellen, dass das Schiff dem tobenden Sturm reichlich Platz ließ.
„Dieser Mitchell ist ein echtes Prachtstück. Wie kann ein Typ mit bekannten Wutanfällen einem Kreuzer zugeteilt werden? Er hätte es nie so weit gebracht, wenn die Navy nicht so verzweifelt wäre, ihre Schiffe zu besetzen.“
„Das Gleiche könnte man von mir sagen“, erwiderte Commander Wallace trocken, „gibt es etwas Neues zu der unterbrochenen Übertragung von vorhin?“
XO Coburn entspannte sich sichtlich und war dankbar, dass das Gespräch wieder auf sichereres Gebiet zurückkehrte.
„Nein, Sir. Das Signal wurde fast sofort unterbrochen. Da es keinen Versuch gab, das Signal erneut zu übertragen, glaubt Kommunikationsoffizier Fitzpatrick, dass es eine elektrische Störung durch den Sturm war, aber die Späher suchen noch.“
„Das war’s für jetzt, Coburn. Sie können wegtreten.“
Coburn wandte sich zum Gehen, überlegte es sich dann aber anders. Er kehrte zum Schreibtisch zurück und blieb stehen, kurz bevor seine Füße den Teppich erreichten.
„Tatsächlich, Commander, gibt es etwas, das Sie wissen sollten. Ich glaube nicht, dass diese Kämpfe aufhören werden. Die Leute setzen andere Verpflichtungen über die dieses Schiffs. Dieser Kampf in der Messe – niemand hat darüber gesprochen. Meiner Erfahrung nach ist Klatsch und Tratsch in den Gängen eine gute Sache. Zumindest bedeutet es, dass die Leute miteinander kommunizieren. Dieser Ort aber ist ruhiger als ein verdammtes Geisterschiff.“
Commander Wallace rieb sich die Schläfe. Sie brauchte nicht Coburns ständige Unzufriedenheit über die Besatzung um sich. Sie konnte es selbst spüren, wenn sie durch die Gänge ging.
„Irgendwelche Vorschläge, wie man die Situation lösen kann?“
Coburn zögerte einen Moment, bevor er sagte:
„Nein, Sir.“
„Sie können freisprechen.“
Coburn dachte einen Moment nach, dann sah er ihr direkt in die Augen.
„Sie kämpfen, weil ihnen ein Anführer fehlt. Und das sollten Sie sein.“
Für ein paar angespannte Momente herrschte Schweigen im Raum. Sein Kommunikator
piepte. Coburn prüfte ihn.
„Sir, Späher, die in Sektor vier patrouillieren, haben gerade ein Notsignal aufgespürt. Sie haben das Schiff gestoppt und bringen den Piloten zur Befragung her. Sie sagen, dass etwas an ihm merkwürdig ist.“
„Seltsam? Inwiefern… „, erwiderte Wallace und sammelte sich.
Das Foto eines Mannes mit einem hageren Gesicht, hohen Wangenknochen und wilden blauen Augen erschien auf einem Wandbildschirm in der Nähe.
„Sie haben seinen Namen überprüft. Eigentlich sollte er tot sein.“
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Commander Wallace betrat den Verhörraum und blickte sich um. Hickory saß am anderen Ende des Tisches, aber sein Gesicht hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Bild. Die hohen, kantigen Wangenknochen waren verschwunden. Offensichtlich hatte er eine Gesichtsrekonstruktion machen lassen, vielleicht sogar mehrere Male. Es gab mehr Unterschiede als Ähnlichkeiten. Commander Wallace wandte ihren Blick ab und nahm Platz.
„Es ist in Ordnung, Captain …“
„Commander Wallace.“
„Ah . . . Commander, tut mir leid. Machen Sie sich nichts draus. Ich bin die Blicke inzwischen gewöhnt. Wie heißt es gleich? Ein Gesicht wie geschaffen für einen Weltraumhelm. Es brauchte nur ein paar Operationen bei einer Reihe von anrüchigen Ärzten, um es zu bekommen.“
Hickorys ungleichmäßiges Lächeln zog sich von Ohr zu Ohr. Commander Wallace blieb ausdruckslos.
„Wie soll ich Sie nennen?“
„Nun, nach den Blicken, die Sie mir zuwerfen, würde ich vermuten, dass Sie meinen Namen bereits kennen.“
„Ich habe einen Namen. Einen. Andrew Lime, geboren 2542 auf Cestulus. Gestorben in Jata,
während der Begehung eines Verbrechens im Jahr 2567. “
„So wie Sie aussehen, würde ich sagen, dass Sie noch nicht ganz tot sind, also frage ich mich immer noch, wer genau Sie sind.“
„Andrew Lime und ich sind ein und derselbe, Commander. Es ist eine interessante Geschichte, aber das ist nicht die Information, die Sie jetzt hören müssen.“
„Woher wollen Sie wissen, was ich hören muss?“
„Sagen wir, ich bin auf Daten gestoßen, die für Sie, Ihr Schiff und Ihre Besatzung wichtig sind.“
Schweigen herrschte im Raum. Commander Wallace konnte den Geruch von Whiskey in seinem Atem riechen. Sie überlegte, ob sie das Gespräch in diesem Moment beenden sollte, aber dann sagte sie schließlich:
„Wann immer Sie bereit sind …“
„Sehen Sie, so einfach ist das nicht. Sie waren so freundlich, mich darauf hinzuweisen, dass ich eigentlich tot sei. Und, sagen wir einfach, die UEE werden nicht die einzigen sein, die überrascht sind, dass ich noch am Leben bin.“
„Wenn Ihre Informationen stichhaltig sind, werde ich ein gutes Wort bei der Advocacy für Sie einlegen. Es gibt viele Gefängnisse in abgelegenen Systemen, in denen Sie sicher sind.“
„Das wird für mich nicht funktionieren.“
„Kein Syndikat hat Verbindungen zu jedem Gefängnis. Die Advocacy kann Sie am Leben erhalten, wenn Sie ehrlich sagen, wer hinter Ihnen her ist.“
„Es ist nicht das Syndikat, um das ich mir Sorgen mache …“
Commander Wallace atmete aus und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, müde von Hickorys kryptischen und ausweichenden Antworten.
„Nun, dann … was wollen Sie?“
„Sicheres Geleit ins Banu-Protektorat.“
Commander Wallace rollte mit den Augen. Insgeheim hatte sie gehofft, er würde nach etwas Interessanterem verlangen.
„Also noch etwas anderes als Straffreiheit für Ihre Verbrechen?“
„Das ist nicht der Grund, warum ich dorthin gehen muss.“
„Nein, offenbar nur ein hilfreicher Nebenaspekt.“
Commander Wallace stand auf. Ein besorgter Blick ging über Hickorys Gesicht.
„Keine Information ist wertvoll genug, um ein so umfangreiches Strafregister zu löschen.“
„Doch das ist es.“
Commander Wallace wandte sich der Tür zu.
„Der Krieg ist vorbei“, rief Hickory ihr nach. Sie blieb stehen und drehte sich um.
Ich habe eine Art Kapitulationsurkunde von den Tevarin aus einem zerstörten Militärkurierschiff.
„Aha. Und wo genau war dieses Schiff?“
„Die Koordinaten helfen Ihnen nicht. Tevarin haben es zerstört.“
„Tevarin? In Caliban?“
„Was denken Sie, wer mein Schiff markiert hat? Und wenn es da draußen einen Schakal gibt, können Sie darauf wetten, dass er Freunde in der Nähe hat.“
Commander Wallace setzte sich wieder hin.
„Diese Urkunde ist also wo?“
„Ich brauche Gewissheit, Commander, bevor ich sie aushändige.“
„Also ist sie nicht hier.“
„Sie ist auf meinem Schiff, das, wie ich hinzufügen möchte, von Ihren Spähern im Weltraum gelassen wurde, anstatt es hierher zu bringen.“
„Nun, die Landung eines nicht autorisierten Schiffes an Bord eines Trägers während Kriegszeiten ist verboten.“
„Nun, technisch gesehen befinden Sie sich nicht mehr im Krieg.“
Commander Wallace rieb sich die Schläfen und dachte über die Sache nach. Schließlich stand sie auf und ging zur Tür. Hickory sah ihr hinterher.
„Haben wir eine Abmachung?“
Die Tür klappte zu.
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Drahk eilte durch die einzelnen Abteilungen des Schiffes. Er schlängelte sich gekonnt durch die Massen während Tajhbind versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Als Waisenkind auf Olympus wuchs Drahk in der Hülle eines zerstörten UEE-Capitalschiffs auf. Er überlebte, indem er sich versteckte und durch die Korridore eilte, bis ihn eines Tages ein tevarinischer Verkäufer erwischte, wie er dessen Stand bestahl. Anstatt Drahk zu bestrafen, zeigte der Verkäufer jedoch Gnade. Drahk erhielt von seinem Stand Essen, wenn er sich die Zeit nahm, die Rijora auswendig und die Geschichte seiner großen Rasse zu lernen. Die Rijora wurden bald zu Drahks Lebenselexier. Als der zweite Tevarin-Krieg begann, verließ Drahk Olympus, um sich am Kampf zu beteiligen, Kaleeth zurückzuerobern. Sein Engagement für die Sache war unbestreitbar und obwohl er deutlich weniger Flugzeit als die meisten hatte, stieg Drahk schnell zum Piloten auf.
Verärgert rief Tajhbind schließlich: „Wo willst du hin, wenn du es so eilig hast?“
Drahk bog um eine Ecke und ging eine Treppe hinauf, dabei zwei Stufen auf einmal nehmend. Tajhbind erkannte plötzlich, wohin er wollte und begann zu rennen, in der Hoffnung, Drahk zu erwischen, bevor dieser an seinem Ziel ankam. Die ranghöchsten Piloten von Ekoraapt strömten soeben in den Operationsraum zur Zuweisungszeremonie. Ein rijorianischer Gesang leitete die Versammlung ein. Tajhbind ergriff Drahks Arm, als er vor die Tür trat.
„Wenn du dich freiwillig für die erste Angriffstruppe meldest, wird deine Ehre nicht wiederhergestellt. Erkenne deine Grenzen, Drahk. Erinnere dich, es ist eine Stärke, seine Schwächen zu kennen.“
Drahk lächelte. Er fing an, auf Tajhbind abzufärben. Dies war das erste Mal, dass er Drahk über die Rijora belehrt hatte. Ein Ruf schallte durch den Einsatzraum und forderte Freiwillige für die erste Angriffswelle auf, Crions größten Bienenstock der Menschheit, die Stadt Boro, anzugreifen. Drahk wiederholte seine Worte an Tajhbind.
„Geh’ mit erhobenem Haupt, aber ehre den Boden und respektiere den Himmel. Man muss diese Ziele im Auge behalten, wenn man überleben will. Wurde dir jemals beigebracht, was dieser Spruch bedeutet?“
„Ein Krieger muss sich selbst treu sein, um am Leben zu bleiben.“
„Das ist eine moderne Fehlinterpretation. Der Spruch stammt aus dem 16. Jahrhundert. Einer Zeit, als nur die Tapfersten die Höhlen von Kaleeth verließen. Sie waren niemals allein. Sie liefen Seite an Seite und sangen diese Worte, um in Formation zu bleiben. In diesem Gesang ging es nie um das Überleben des Einzelnen. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir für das Überleben unserer Spezies kämpfen.“
„Wir leben nicht mehr in Höhlen, Drahk. Geschweige denn auf Kaleeth. Wenn wir uns nicht anpassen, wenn wir nicht mit der Zeit gehen, gibt es keine Hoffnung.“
Plötzlich ertönte die Stimme von Flugmeister Suldrath durch das Schiff.
„Verteidiger von Rijora, menschliche Militärschiffe sind in der Nähe aufgetaucht. Geht auf Positionen und wartet auf weitere Anweisungen.“
Tajhbind machte sich auf den Weg zum Hangar. Drahk ließ seinen Blick durch den Raum schweifen Er wusste, dass er immer noch einen Auftrag erhalten konnte, wenn er sich freiwillig meldete. Niemand würde seinen Wunsch in Frage stellen, das zu tun, was nötig war.
„Drahk, komm schon, lass uns gehen…“
Drahk drehte sich zu Tajhbind um, dessen Augen ihn geradezu flehend aufforderten, ihm zu folgen. Drahk konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal ohne ihn geflogen war. Der Gedanke daran ohne Tajhbind an seiner Seite ins Gefecht zu ziehen, setzte sich schließlich durch. Die Rijora hatte ihn nicht ohne Grund nach Ekoraapt gebracht und ihn mit Tajhbind befreundet. Jetzt war nicht die Zeit, das zu leugnen. Augenblicke später eilte Drahk die Halle hinunter und an Tajhbind vorbei. Wie immer führte Drahk den Weg zum das Flug Deck an.
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Hickory registrierte die Zeit. Warum dauerte das so lange? Sie sollten doch in der Lage sein, die „Dolos“ zur „Crescent“ zu schleppen. Hickory hatte Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie seine erste Begegnung mit Wallace ausgegangen war. Sie schien an den Neuigkeiten über die Kapitulation interessiert zu sein, aber sie war nicht ganz auf seine Forderungen eingegangen. Natürlich hing alles davon ab, dass er Wallace bewies, dass er die Wahrheit sagte. Die Tür des Verhörraumes öffnete sich und zwei Marines traten ein.
„Na endlich … kommt Commander Wallace auch?
Während der eine Marine Wache hielt, zog der andere Hickorys Arme hinter den Rücken
und fesselte seine Handgelenke.
„Kommt schon, Jungs. Ich muss an ein Terminal.“
Der Marine hinter Hickory stieß ihn vorwärts.
„Es gibt keine Terminals im Bunker.“
Hickory hielt inne:
„Commander Wallace und ich haben eine Abmachung.“
Der Marine vor ihm zuckte mit den Schultern.
„Das stimmt, sie sagt, du bekommst die beste Zelle.“
Die Tür öffnete sich und Hickory bemerkte sofort die Veränderung. Die Crew eilte mit schnellen, zielstrebigen Schritten an ihm vorbei, ohne ihm auch nur einen zweiten Blick zuzuwerfen. Verdammt. Er hat schon genug Scharmützel mitgemacht, um nicht zu erkennen, dass er sich plötzlich in einem befand. Der Lauf einer Waffe im Rücken schob Hickory vorwärts. Er war kurz davor, es ihnen schwer zu machen, besann sich dann aber eines Besseren. Wenn Wallace wirklich vorhatte, gegen den Tevarin anzutreten, wäre es wahrscheinlich klug, dass sich so viele kampfbereite Marines wie möglich zwischen ihm und ihr befanden.
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Commander Wallace saß an ihrem Terminal in ihrem Quartier. Sie lud die Koordinaten der „Crescent“ und dann die letzte bekannte Position der Tevarin-Schiffe in das Simulationsprogramm. Als das Programm zu arbeiten begann, meldete sich XO Coburn.
„Ich habe Ihnen gerade die Schätzungen der Späher über die Größe der Tevarin-Streitkräfte geschickt, Sir. Wenn sie stimmen, sind wir ihnen unterlegen. Wir haben nicht genug Feuerkraft oder Ressourcen, um ihre Phalanx zu überwinden.“
Commander Wallace gab die neuen Daten ein und ließ die Simulation laufen. Coburns Augen wanderten zum Wandbildschirm, um sie zu beobachten. Ausgehend von der aktuellen Flugbahn der Tevarin-Truppen wurde ihr Ziel klar: die Zivilbevölkerung von Crion. Eine Position, von der sich die „Crescent“ immer weiter entfernte. Wenn sie nicht sofort handelte, hätten sie keine Chance, sie zu verteidigen. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrer Magengrube breit, überwältigte ihre Sinne und trübte ihren Verstand. In ihrem Kopf drehte sich alles angesichts dieser Verantwortung, die sich bis jetzt nicht real angefühlt hatte. Es lag alles an ihr.
„Sir, ein weiteres Update von den Spähern. Sie sind gesichtet worden.“
„Es ist also anzunehmen, dass sich ihre Pläne beschleunigt haben.“
„Ja, Sir.“
Commander Wallaces Hände zitterten, als sie die Simulation an die neue Zeitlinie anpasste. Sie atmete tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen und hörte dann zu tippen auf. Jetzt war der Zeitpunkt zum Handeln gekommen, nicht zum Projizieren.
„Wir müssen sofort auf die Brücke.“
Commander Wallace stürmte aus ihrem Quartier, Coburn dicht auf den Fersen.
„Gibt es etwas Neues von den Spähern, die Hickorys Schiff bergen sollen?“
„Sie sind als letzte gestartet, Sir. Meiner Schätzung nach werden sie erst in zehn Minuten wieder eintreffen. Aber ich würde vorschlagen, sie jetzt sofort zurückzurufen. Wir werden jedes einzelne Schiff brauchen, wenn wir die Tevarin aufhalten wollen, bevor sie Crion erreichen.“
Commander Wallace überlegte.
„…aber wenn die Kapitulationsurkunde gültig ist, könnte das alles vorbei sein, bevor es überhaupt angefangen hat.“
„Wenn er die Wahrheit sagt. Und das, bevor wir überhaupt in Betracht ziehen, ob auch die Tevs glauben, dass der Krieg zu Ende ist. Meiner Erfahrung nach, überlassen gute Kommandanten so wenig wie möglich dem Zufall.“
Die beiden gingen um eine Ecke und näherten sich der Brücke.
„Commander …“
Coburn verlangsamte seinen Schritt und blieb zurück.
„…wenn ich einen Moment mit Ihnen sprechen darf, bevor wir die Brücke betreten?“
Commander Wallace blieb stehen und sah Coburn an. Sein Blick suchte den Gang ab, um sicher zu gehen, dass er leer war, dann wurde sein strenges Gesicht weicher.
„Es wird keinen guten Weg geben mit dieser Situation umzugehen. Wir werden einen Feind jagen, der unschuldigen Menschen Tod und Zerstörung bringt, die nichts mit diesem Krieg zu tun haben. Als Truppe sind wir übermächtig. Wir wissen das, aber das ist unsere Last, nicht die der Besatzung. Sie müssen nur zwei Dinge tun: ihre Arbeit machen und ihrem Kommandanten vertrauen. Verstanden?“
Commander Wallace nickte.
„Sind Sie bereit, Sir?“
„Immer im Dienste des Empires.“
„Immer im Dienste des Empires, Sir.“
Commander Wallace ballte ihre Fäuste, in der Hoffnung, jedes Quäntchen Energie aus ihrem Körper herausquetschen zu können. Dann löste sie ihren Blick von XO Coburn und betrat die Brücke. Die Besatzung horchte auf, gespannt darauf, welche Befehle sie erwartete. Commander Wallace griff nach dem Funkgerät, hielt aber inne. Ein Moment des Zweifels, der Unentschlossenheit ergriff sie. Dann holte sie tief Luft und drückte den Knopf.
„Hier spricht Commander Wallace. Alle Besatzungsmitglieder auf die Kampfstationen. Dies ist keine Übung. Ich wiederhole, dies ist keine Übung. Bereitet euch auf den Kampf vor.“
Kapitel 02
Die Besatzung der „Crescent“ strömte aus ihren Quartieren und eilte auf ihre Kampfstationen, alarmiert durch die Ankündigung von Tevarin-Feinden. Die Ingenieure überprüften die Triebwerke und Systeme des Schiffes, um sicherzustellen, dass auch das letzte bisschen Energie zur Verfügung stand.
Auf der Brücke herrschte reges Treiben, Commander Wallace im Mittelpunkt. Irgendwie fühlte sich alles vertraut und gleichzeitig doch völlig fremd an. Sie hatte schon an Schlachten teilgenommen, aber noch niemals als Kommandantin. Die Zerstörung von Virgil I hatte sie mit eigenen Augen mit ansehen müssen – Rauchschwaden, die von ehemals grünen Feldern aufstiegen und riesige Krater als einzige Überbleibsel einer einst aufstrebenden Metropole. Commander Wallace hatte erlebt, wie weit die Tevarin gehen, um diesen Krieg zu gewinnen. Sie konnte nicht zulassen, dass Crion das gleiche Schicksal widerfuhr.
„Commander, wir haben eine Warnung nach Crion geschickt“, meldete XO Coburn und trat neben sie.
„Gut“, erwiderte sie.
„Wir haben auch eine Drohne Richtung Hauptflotte geschickt, aber es besteht die Möglichkeit, dass sie nicht rechtzeitig ankommt.“
„Deshalb müssen wir alles tun, was wir können, um die Tevarin zu bremsen.“
XO Coburn nickte und fuhr fort: „Ein letztes Update, Sir. Der Gefangene Lime ist im Bau. Paredes wurde ihm für die erste Wachschicht zugeteilt.“
Der Gefangene Lime, der sich selbst Hickory nannte, war bei Commander Wallace etwas in Vergessenheit geraten, dennoch fragte sie sich: Was, wenn Lime recht hatte? Was, wenn er tatsächlich die Kapitulationsurkunde auf seinem Schiff hatte und der Krieg wirklich vorbei war?
Die gestern erwartete Kommando-Drohne kam nie an. Vielleicht war es ein Zufall, vielleicht aber auch nicht. Lime hatte Recht, dass die Tevs im System waren. Und so bestand auch die Möglichkeit, dass er, das Kriegsende betreffend, ebenfalls die Wahrheit sagte.
„Haben wir sein Schiff schon aufgespürt?“
„Nein, Sir.“
„Geben Sie mir sofort Bescheid, wenn sie es gefunden haben.“
„Natürlich, Commander.“
Trotzdem würde sie nicht das Leben von Millionen Menschen riskieren, aufgrund einer unsicheren Aussage. Ausgerechnet Leute wie Lime, gesuchte Verbrecher, spielten immer gern mit dem Feuer. Warum sonst sollte er, ausgerechnet ihr Schiff um Hilfe angepeilt haben?
„Sir, unsere Späher berichten gerade, dass die Tev-Flotte in den Asteroidengürtel eingetreten ist.“
Commander Wallace ging zu ihrem Terminal, minimierte die Signatur des eigenen Schiffs und aktivierte das Frühwarnsystem. Der Aufenthalt im Asteroidengürtel bedeutete, dass die Tevs nicht entdeckt werden wollten. Dieser Schachzug stimmte mit vielen Berichten überein, die sie über andere Tevarin-Angriffe gelesen hatte. Wenn die Tevs zivile Ziele angriffen, taten sie dies ohne jegliche Vorwarnung. Sie zogen es vor, sich unauffällig zu nähern, hart und schnell zuzuschlagen und sich dann zurückzuziehen, bevor Widerstand überhaupt möglich war. Richtig ausgeführt, waren die Ergebnisse verheerend.
Commander Wallace dachte an Virgil und wusste, dass es kein hilfloseres Gefühl gibt, als auf einen Angriff nicht rechtzeitig reagieren zu können, weil es schon zu spät war. Die Kriegsmaschinerie der Tevarin ernährte sich von Chaos und den Flammen der Angst. Corath’Thal hatte sogar eine Reihe von Videos aufgenommen, die über verschlungene Wege ihren Weg ins Spektrum gefunden hatten. In diesen Videos rechtfertigte er seine Guerillataktiken und klagte Messer an, weil er ihnen ihre Heimatwelt weggenommen hatte. Corath’Thal versprach, dass keine Menschenwelt sicher sei, bis Jalan nicht wieder unter tevarinischer Kontrolle sei.
„XO Coburn, die Tevarin tauschen ihre Geschwindigkeit gegen Tarnung. Das gibt uns die Chance, durch einen schnellen Quantumsprung eine Verteidigung von Crion aufzubauen“, überlegte Wallace laut.
„Das tut es, Sir . . . “
Er verstummte, obwohl er offensichtlich mehr zu sagen gehabt hätte.
„Jetzt ist nicht die Zeit, sich zurückzuhalten“, forderte ihn Commander Wallace auf.
XO Coburn blickte zu Boden, dann fuhr er fort: „Selbst wenn wir nach Crion eilen, werden wir nicht in der Lage sein, eine brauchbare Verteidigung aufzubauen. Wir haben keine Chance sie im offenen Raum zu bekämpfen. Ihre Streitmacht ist zu groß und der Phalanx-Schild ihres Hauptschiffes ist zu stark.“
Ihr Puls raste und Anspannung strömte aus jeder ihrer Poren. Sie war sicher, dass jeder auf der Brücke ihre Gefühlslage förmlich spüren konnte. Nein, diese Art Ausstrahlung, sollte nicht von einem Commander eines Schiffes dieser Größenordnung ausgehen. Kurzentschlossen drückte Commander Wallace, Daumen und Zeigefinger auf ihren Nasenrücken: Es musste einen anderen Weg geben, grübelte sie…. aver welchen? Als sie ihre Augen wieder öffnete blickte sie auf das Hologramm. Dann richtete sich ihr Blick auf den Asteroidengürtel. Sie zoomte den Globus und beobachtete, die Tevarin-Flotte wie sie sich langsam ihren Weg durch den Gürtel bahnte.
Eine beklemmende Stille machte sich auf der Brücke breit. Niemand wagte zu sprechen. Jeder bangte den nun folgenden Befehlen entgegen.
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In den Tiefen der „Crescent“ lag Hickory in der Koje seiner Arrestzelle und zählte die Schritte von Paredes. Der Junge, der ihn bewachte, ging auf und ab, seit die Zellentür zugeschlagen worden war. Er bewegte sich mit einer so nervtötenden Präzision den Gang rauf und runter, dass es schwer war, nicht mitzuzählen. Alle 25 Sekunden kam er mit einem strengen Gesichtsausdruck am Zellenfenster vorbei. Paredes wusste, dass ihm eine beschissene Aufgabe aufgebürdet worden war. Jeder andere Soldat auf dem Schiff bereitete sich darauf vor, Tevs zu töten und er war hier, verdonnert dazu, einen Menschen zu bewachen. Er würde nie ein Held werden, wenn er den Bau bewachte. Zumindest hatte es Hickory sich zur Aufgabe gemacht, ihn davon überzeugen. Alles, um mehr als nur 25 Sekunden Zeit für sich selbst zu haben.
Hickory brauchte Zeit zum Arbeiten. Er warf einen Blick zur Zellentür. Er hatte schon mit ein paar elektromagnetischen Schlössern gearbeitet. Auf Olympus hatte er zum ersten Mal eine Zellentür geöffnet, die dieser sehr ähnlich war. In der Tat kamen ihm viele dieser Gänge zwar vage, aber doch bekannt vor. Wenn seine Vermutung richtig war und es sich um dasselbe UEE-Schiff handelte, das in Ashana abgestürzt war, bedeutete dies, dass Hickory den Weg zum Hangar kannte. Natürlich musste er zuerst aus dieser Zelle heraus. Dann konnte er sich Gedanken darüber machen, wie er unauffällig zum Hangar gelangen konnte, während sich das Schiff weiter auf den Kampf vorbereitete.
Hickory schwang seine Füße auf den Boden und setzte sich aufrecht hin. Hinter seinem Rücken gruben sich seine Finger in den rechten Ärmel seines Raumanzugs und fanden den geheimen Reißverschluss, versteckt in der Nähe einer Naht. Vorsichtig öffnete er die versteckte Tasche und holte ein Miniatur-Multitool heraus. Er konentrierte sich so sehr auf das Herausziehen des Werkzeugs, dass ervöllig das Zählen vergaß – plötzlich tauchte der Junge vor seiner Zelle auf.
„Na, sieh mal an, wer da endlich wach ist.“
Erschrocken tasteten Hickorys Finger nach dem Multitool und ließ es fast fallen.
„Ich will bereit sein, wenn die Tevarin kommen“, sagte Hickory, während er ein Hohlkreuz machte und sein Multitool krampfhaft festhielt.
„Mach dir keine Sorgen. Sie werden nicht so weit kommen. Nicht mit mir und meinen Kumpels, wenn wir im Weg stehen.“
„Du hast schon viel gegen die Krieger von Rijora unternommen, oder?“
Der Solat verlagerte sein Gewicht nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Das habe ich mir gedacht“, sagte Hickory abschätzend.
„Ja, nun, was wissen Sie über sie?“
„Ich kann nicht behaupten, dass ich selbst gegen Tevarins gekämpft habe, sie haben mir nie Anlass dazu gegeben.“
„Du solltest dich schämen, dich einen Menschen zu nennen.“
„Keine Sorge, ich bin weit davon entfernt, Mitleid zu haben. Ich kämpfe nur nicht mit Leuten, die alles aufs Spiel setzen. Sie sind zu verzweifelt, unberechenbar. Man weiß nie, was sie tun werden, um zu überleben.“
Er machte eine Pause für den dramatischen Effekt.
„…also ich würde an deiner Stelle mehr Munition mitnehmen. Denn wenn ein paar Kriegsvögel durch die Tür auf dich zustürmen, kann ich dir jedenfalls nicht helfen.“
Paredes überlegte kurz, dann drehte er sich um und schritt mit präzisen Schritten erneut den Flur hinunter und wieder hinauf. Hickory fluchte leise vor sich hin. So viel dazu, ihn zu überreden zu gehen. Er würde sich wohl langsam und vorsichtig an das Schloss der Tür herantasten müssen. Der Junge tauchte noch einmal auf und lief dann wieder den Gang hinunter. Hickory begann zu zählen, während er lautlos den Zellenboden überquerte und sich neben die Tür kniete. Mit seiner rechten Hand klappte er einen kleinen Bohrer aus seinem Multi-Tool auf. Mit der linken Hand fühlte er das sterile kalte Metall, das den großen Magneten des Schlosses umgab. Die Metall war etwas schmaler als seine Hand.
Hickory wechselte das Multitool in die linke Hand und drückte den Bohrer in die Mitte des Metallgehäuses. Seine innere Uhr zeigte 20 Sekunden an. Kein Grund, die Grenzen auszutesten. Er schlich zurück zu seiner Koje und setzte sich mit den Händen auf dem Rücken genau bei 25 Sekunden. Die Wache kam wie geplant. Hickory konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als die nervösen Augen des Jungen in seine Richtung blickten. Dann war er wieder weg. Mit dem Multitool schnitt er direkt unter der Manschette in seinen Raumanzug und legte einen kleinen Anschluss frei. Hickory steckte das Multitool in den Anschluss und verschränkte die Hände wieder hinter seinem Rücken.
Paredes kam und ging, aber Hickory blieb sitzen und holte tief Luft. Das Multitool musste sich aufladen, bevor Hickory seine Unternehmung fortsetzten konnte.
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Commander Wallace beobachtete die Tevarin-Flotte auf dem holographischen Globus. Das Flotten-Symbol der Tevarin hatte sich schon eine Weile nicht mehr bewegt. Genauso wenig wie die Markierung der eigenen Späher, die die Flotte beschatteten.
„Steuermann Darsha, ist unser Signal aktiv?“
„Ja, Sir.“
„Kontaktieren Sie die Aufklärungsschiffe. Fragen Sie nach, ob sie wissen, warum sich die Tevarin-Flotte nicht bewegt.“
„Ja, Commander.“
Während sie auf eine Antwort wartete, bewegte Commander Wallace das Hologramm langsam vor und zurück und beobachtete, wie sich die Zusammensetzung des Asteroidengürtels verschob. Neue asteroidenfreie Gebiete tauchten auf und verschwanden wieder.
Dann sah sie etwas Seltsames.
Zuerst dachte sie, es sei eine Störung. Sie drehte die Zeitlinie auf dem Hologlobe vor und zurück.
Da – da war es wieder.
Es war zu nahe an der wartenden Tevarin-Flotte, um ein Zufall zu sein. Eine relativ gerader Spalt, quer durch den Gürtel.
Commander Wallace überprüfte den Zeitstempel. Demnach würde der Gürtel genau in 45 Minuten wieder in dieser Ausrichtung sein, bevor er 15 Minuten später den Spalt wieder wieder schließen würde.
„Steuermann Odorizzi, wie genau sind diese Scans?“
„Ähm … Schätzungen zufolge arbeiten sie mit einer Genauigkeit von 93 Prozent, Sir.“
Commander Wallace Gehirnzellen begannen zu arbeiten.
„Commander?“, rief Steuermann Darsha von der Kommunikationsstation. „Unser Späher meldet, dass es keinen Hinweis darauf gibt, warum die Tevarin-Flotte zum Stillstand gekommen ist.“
Commander Wallaces Blick kehrte zum Tevarin-Symbol zurück. Ein Plan nahm Gestalt an. Sie sah endlich eine Chance, die Tevarin anzugreifen.
„Steuermann Odorizzi, sehen Sie diesen Punkt hier? In 44 Minuten wird sich dort eine Lücke auftun. Geben Sie die genauen Koordinaten ein.“
„Ja, Sir“, antwortete Odorizzi.
„Steuermann Ayers, sobald Odorizzi fertig ist, positionieren Sie die Crescent so, um direkt in diese Lücke zu fliegen.“
Steuermann Ayers warf einen skeptischen Blick zu XO Coburn, dann sprach er vorsichtig: „Entschuldigen Sie, Commander?“
XO Coburn trat schnell an ihre Seite: „Sir, es wäre hilfreich, wenn Sie uns Ihre Absichten erläutern würden. “
Commander Wallace sah Coburn in die Augen. Sie hatten nicht viel Zeit um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Fast hätte sie ihn daran erinnert, wer die Befehle an Bord der „Crescent“ gab, hielt sich aber zurück. Sie sah sich auf der Brücke um. Der Rest der der Besatzung mied den Blickkontakt. Sie brauchte Coburns Unterstützung jetzt mehr denn je.
„In genau 43 Minuten werden sich die unterschiedlichen Bahnen der Asteroiden in diesem Gürtel so ausrichten, dass ein großer Spalt quer durch den Gürtel gehen wird. Derzeit halten die Tevarin-Truppen ihre Position in der Nähe dieses Gebietes. Wir können nur annehmen, dass sie auf diese Lücke warten. Sobald sie erscheint, werden die Tevarin durch diese Lücke manövrieren und sich dann mit einem Quantensprung auf Crion stürzen.“
Ein Raunen ging durch die Besatzung. Commander Wallace fuhr fort.
„Das können wir nicht zulassen. Also werden wir folgendes tun. XO Coburn, befehlen Sie all unseren Spähern, sich in der Nähe dieser Lücke zu versammeln.“
„Alle Späher, Commander?“
Commander Wallace hielt inne, dann nickte sie. Hickorys Geschichte schien zu weit hergeholt und diese Tevarin-Bedrohung war real. Der Späher, der nach Hickorys Schiff suchte, wäre besser hier eingesetzt worden.
„Ja, alle. Ich möchte, dass Minen auf beiden Seiten der Lücke platziert werden. Wenn sich die Tevarin nähern, werden die Minen detonieren und eine Wand aus Trümmern erzeugen, die ihr Schiffe zum Stillstand bringen. Das ist unsere Chance. In dem Moment, in dem die Ladungen hochgehen, fliegen Sie, Steuermann Ayers, uns in das hintere Ende des Spaltes. Während die Tevs mit damit beschäftigt sind, was vor ihnen liegt, nämlich das Trümmermeer, greifen wir von hinten an.“
Commander Wallace blickte prüfend auf ihre Mannschaft.
Steuermann Ayers schloss die Augen und Odorizzi bohrte weiter: „Commander, sind Sie sicher, dass das Timing richtig ist, um ein Quantensprung in einem sich bewegenden Gürtel durchzuführen? Ganz zu schweigen von dem Risiko, von Asteroiden getroffen zu werden, ist das Manöver gelinde gesagt heikel…“
„Commander Wallace war nicht auf der Suche nach Meinungen oder Ausflüchten, Steuermann Ayers“, tadelte XO Coburn.
Steuermann Ayers nahm Haltung an: „Sicher, Sir.“
„Gut. Dann lasst uns an die Arbeit gehen. Wir haben ein paar Tevs zu überraschen.“
Die Brücke erwachte zum Leben. Zufrieden trat XO Coburn an die Seite von Commander Wallace. Sie begegnete seinem Blick und spürte die Zuversicht und Erfahrung, die er ausstrahlte. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Coburn beugte sich nah an sie heran und flüsterte: „Das sollte besser verdammt noch mal funktionieren.“
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Drahk und Tajhbind saßen in ihrer Schakal,. Zusammen mit dem Rest der Tevarin-Scouts waren sie wie Geleitschutz um das Hauptschiff der Tevarin positioniert. Alle warteten geduldig darauf, dass sich im Gürtel eine Lücke auftat, damit sie Crion angreifen konnten. Drahk rezitierte leise rijorianische Verse, während er die Scans beobachtete. Tajhbind starrte aus dem Cockpit, offenbar absolut gelassen. Drahk fragte sich immer, wohin Tajhbinds Gedanken in ruhigen Momenten wie diesen abschweiften. Nachdem Tajhbind Drahk davon überzeugt hatte, sich nicht als Freiwilliger für die erste Angriffstruppe zu melden, war alles wieder normal zwischen ihnen.
Sobald sie sich in der Schakal eingelebt hatten, erkannte Drahk, dass Tajhbind recht hatte. Seine Entscheidung, sich freiwillig für einen Auftrag zu melden, der nicht zu ihm passte, war zu impulsiv und von Emotionen getrübt. Er hoffte, dass er im Einsatz nun überlegter und geduldiger handeln würde. Als Drahk seine Aufmerksamkeit wieder auf die Scans richtete, sah er einen seltsamen Fleck quer über den Bildschirm huschen. Drahk vergrößerte die Reichweite seiner Scans und beobachtete den Fleck, wie er sich um Asteroiden herumschlängelte. Es war mit Sicherheit ein Schiff – und definitiv keines von ihnen. Diese elenden Menschen hatten sich endlich gezeigt.
„Tajh, da vorne bewegt sich etwas. Lass uns nachsehen, was es ist.“
Vorsichtig steuerte Tajhbind die Schakal in die Richtung. Als sie sich näherten, drehte sich das Objekt langsam auf sie zu. Drahk blickte auf und sah ein kleines Menschenschiff hinter einem großen Asteroiden lauern. Tajhbind feuerte eine Salve ab. Das Menschenschiff schien sich weguducken, als der Asteroid neben ihm in Stücke gerissen wurde.
„Komm schon“, rief Drahk fast instinktiv. „Lass sie nicht entkommen!“
Tajhbind schaltete die Triebwerke der Schakal auf volle Kraft, steuerte um einen Asteroiden herum und verfolgte das Schiff. Mit jeder neuen Kursänderung stellte Drahk die Schilde so ein, dass sie hundertprozentigen Schutz gewährten, falls das Menschenschiff zurückkehrte, um sie mit einem Frontalangriff zu überraschen. Vor ihnen schlängelte sich das Menschenschiff gekonnt seinen Weg. Doch je länger sie es verfolgten, desto mehr fragte sich Drahk welche Absichten das Schiffes verfolgte. Es hatte keinen weiteren Angriff gestartet oder gar ein Ausweichmanöver versucht, um sie abzuschütteln. Stattdessen schien es sich damit zufrieden zu geben, knapp außerhalb der effektiven Waffenreichweite zu bleiben und sie vom Rest ihrer Streitkräfte wegzuführen.
Tajhbind drehte die Schakal um einen Asteroiden und sah, wie das Menschenschiff erneut auftauchte. Drahks Augen folgten ihm und kehrten dann zu den Scans zurück, um zwei neue Signale vor ihnen zu entdecken.
„Wir sind in eine Falle getappt“, schrie Drahk.
Er verlegte sofort die gesamten Schilde nach vorn, um den Schüssen der neuen Angreifer zu widerstehen. Der Schild hielt, brauchte aber Zeit, um seine volle Stärke wieder aufzuladen. Tajhbind starete einen Sturzflug, zog dann wieder nach oben, knapp um einen Asteroiden herum. Das schnelle, effiziente Manöver reichte aus, um die Schakal einem der Angreifer zu nähern. Ohne eine Sekunde zu verschwenden, feuerte Tajhbind eine Rakete ab und zerstörte den Späher. Ein Schiff weniger.
Als Tajhbind eine enge Schleife flog, sah Drahk eines der verbleibenden Menschenschiffe hinter ihnen auftauchen. Er verstärkte das Heckschild und suchte dann per Scan nach dem anderen Schiff, um nicht wieder in einen Hinterhalt zu geraten. Im Cockpit piepte es laut. Der menschliche Verfolger hatte die
Zielerfassung erreicht. Drahk sah sich den Status des Schildes an. Es war immer noch nicht vollständig regeneriert.
„Tajh, ausweichen!“
Die Schakal beschleunigte, dann richtete sie sich plötzlich auf. Sie rollte nach steuerbord, bis sie eine vertikale Ausrichtung erreichte. Dann raste sie ganz knapp zwischen zwei Asteroiden hindurch. Während Tajhbind sein Schiff zwischen diese beiden riesigen Brocken aus Gestein und Mineralien schob, warf er Radartäuschkörper ab. Die nachfolgende Rakete explodierte in den Asteroiden und verwandelte das Gebiet in ein Trümmerfeld, dem das Menschenschiff nicht mehr ausweichen konnte.
Drahk warf einen Blick auf die Scans, um zu sehen, wie das verfolgende Objekt verschwand, beschädigt durch die Trümmer. Damit blieb nur noch ein Schiff übrig, aber Drahk konnte es nicht auf seinem Scanner finden.
„Wo ist es, Drahk?“, schrie Tajhbind aufgebracht.
„Ich weiß es nicht.“
Tajhbind drosselte das Schiff, bis es stoppte. Drahks Scans blieben jedoch leer, keine Feinde zu sehen. Vielleicht war der Feigling weggeflogen – im vollen Bewusstsein der Gefahr?
Drahk überprüfte die Schildstärke und gab ein Update: „Schilde sind voll aufgeladen.“
Plötzlich ertönte ein Signal.
„Angriff von der Heckseite“, schrie Drahk, während er die Schilde auf diesen Sektor umleitete.
Das Menschenschiff kam wie aus dem Nichts von hinten auf sie zu, seine beiden Geschütze feuerten aus vollen Rohren. Tajhbind reagierte sofort und zog sein Schiff steil nach oben und drehte es dann um. Sie hatten das Manöver schon so oft durchgeführt, dass Drahk genau wusste, wann er die Schilde von hinten nach vorn zu verlagern hatte. In dem Moment, als der Bug umgedreht war, ließ Tajhbind das Höllenfeuer los. Die beiden Schiffe bombadierten sich nun gegenseitig. Der Schild der Schakal hielt dem Ansturm stand, während das Schild des Menschenschiffes schnell in Stücke gerissen wurde. Als das Menschenschiff erkannte, dass es sich in einer aussichtslosen Schlacht befand, war es zu spät. Es explodierte Sekunden später.
Drahk und Tajhbind saßen einen Moment lang schweigend da. Sie hatten es geschafft. Sie hatten überlebt.
„Zeit, zurückzukehren und von unserer Begegnung zu berichten“, sagte Tajhbind.
Doch irgendetwas stimmte nicht. Drahk überprüfte seine Scans und sah, dass sie sich tief in den Gürtel vorgearbeitet hatten, trotzdem immer noch in der Nähe der zu erwartenden Lücke waren. Warum sollten sich so viele Menschenschiffe hier versammeln, wenn der Rest der Tevarin-Streitkräfte so weit weg war? Seine Zeit als Jugendlicher auf Olympus hatte Drahk gelehrt, dass es immer am besten war, Verrat bei den Menschen zu vermuten.
„Nein. Wir können nicht zurück“, sagte Drahk entschlossen. „Nicht, wenn wir wollen, dass der Angriff auf Crion gelingen soll.“
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Auf der Brücke herrschte Funkstille. Alle Augen richteten sich auf Commander Wallace. Nachdem Steuermann Darsha gemeldet hatte, dass ihre drei Späher angegriffen wurden, hatten sich alle dem Hologramm zugewandt. Gemeinsam hatten sie beobachtet, wie die drei Signale verschwanden, einer nach dem anderen. Die gesamte Brückencrew kannte ihr Schicksal, aber keiner traute sich, es laut auszusprechen.
XO Coburn trat vor: „Commander, wie wollen Sie vorgehen?“
„Sind die Minen gelegt worden?“
„Ja, Sir.“
„Dann haben wir nur eine Wahl. Wir machen weiter wie geplant.“
„Aber, Sir . . . “ Coburn zögerte und fuhr dann fort. „Wir werden keine Späher haben, die uns melden können, wann die Tevarin-Truppen in der Lücke sind.“
„Es ist nicht ideal, aber wir es werden wissen, dass sie dort sind, sobald sich der Spalt öffnet und die Sprengladungen detonieren. Bereiten Sie den Quantum Sprung vor.“
Coburn bewegte sich nicht. Keiner von der Brückencrew tat es. Wallace schaute sich um.
„Ich habe einen Befehl gegeben.“
Immer noch nichts.
„Ich muss Ihnen nicht sagen, was diese Tevs tun werden, wenn sie Crion erreichen. Ihr habt
wahrscheinlich schon davon gehört. Einige von uns hatten das Pech, das Grauen selbst zu sehen…“
Sie hielt inne und musterte die Gesichter ihrer Besatzung.
„Wir befinden uns außerhalb unserer Position und stehen einer Übermacht gegenüber, also werde ich hier nicht stehen und euch anlügen oder euch den Sieg versprechen. Wir könnten heute sterben, aber das wird mich nicht davon abhalten zu kämpfen, um die Millionen von unschuldigen Menschen auf Crion zu retten. Wird es euch davon abhalten?
„Nein, Sir!“
Das Echo war unisono.
Auf der anderen Seite der Brücke setzte sich die Besatzung in Bewegung. Nach einer kurzen Verschnaufpause, fuhr Commander Wallace fort: „In genau drei Minuten, wird sich dieser Spalt öffnen und die Tevarin werden ihren Marsch zur Zerstörung von Crion beginnen. Was auch immer geschieht, die Minen werden explodieren und die Tevarin werden gebremst. Aber das Einzige, was sie wirklich aufhalten kann, ist die Crescent. Also … wer ist dabei – wer ist bereit, ein paar Tevs zu fangen?“
Lautes Gebrüll beherrschte ein paar Momente die Brücke. Dann kehrte wieder Stille ein.
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Drahk und Tajhbind sahen zu, wie sich die Lücke langsam vor ihnen auftat. Es war ein ausgeklügeltes himmlisches Arrangement, so eigenartig, dass es schwer war, nicht zu staunen. Doch Drahk erlaubte es sich nicht, es zu genießen. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine Scans, um zu sehen, ob weitere UEE-Kräfte auf der Lauer lagen. Tajhbind hatte die Anführer kontaktiert, um sie über die Situation zu informieren. Ihr Vorgesetzter hatte ihnen zur Vernichtung der Späher gratuliert und zu Drahks Weitsicht, die Suche in der Lücke fortzusetzen. Das Ausbleiben einer weiteren UEE-Bedrohung verwunderte Drahk jedoch. Er wollte schon vorschlagen, die Suche tiefer in den Gürtel auszudehnen, aber hielt sich mit diesem Vorschlag dann doch zurück. Stattdessen fragte er sich, was sich drei Spähschiffe wohl dachten, eine ganze Tevarin-Truppe aufhalten zu können?
Plötzlich explodierten Asteroiden auf beiden Seiten der Lücke. Granatsplitter schleuderten von allen Seiten in die Schakal, durchschlugen ihre Schilde und trafen ihren Rumpf. Die Einschläge ließen das Schiff wild herumwirbeln. Drahk kämpfte, in der Hoffnung, dass Tajhbind die Kontrolle über das Schiff zurückgewinnen konnte, bevor sie beide ohnmächtig wurden. Tajhbind schaltete die Triebwerke ein, bis das Trudeln abnahm und Drahks Übelkeit nachließ. Er überprüfte den Status der Schiffssysteme, jetzt wo er sich wieder konzentrieren konnte. Sie hatten erheblichen Schaden genommen und brauchten dringend Hilfe. Drahk sendete ein Notsignal. Plötzlich erschien ein riesiges Objekt auf dem Bildschirm des Scanners. Drahks riss seine Augen weit auf – das konnte nur eines bedeuten…
Er blickte auf und sah ein menschliches Großkampfschiff, das durch den Spalt auf sie zukam. Noch immer ungläubig, meldete Drahk die Ankunft der Menschen über den Notfallkanal an. Dann sagte er ungläubig:
„Tajh, wir müssen das Schiff verlassen!“
Drahk schnappte sich sein persönliches Antriebsgerät und schnallte sich von seinem Sitz ab. Mit den deaktivierten Schilden war es nur eine Frage der Zeit, wann er aus dem offenen Heck des Schiffes springen konnte, um dann zwischen die Asteroiden zu warten, bis Hilfe kam. Plötzlich wurde der Raum vor ihnen vom Geschützfeuer des Menschenschiffs erfasst. Instinktiv dreht Tajhbind die Schakal ab, aber der Schaden am linken Flügel war zu groß. Er riss vom Rumpf ab und schickte das Schiff geradewegs in Richtung des massiven Kampfschiffes. Drahk wurde gegen das Heck der Schakal geschleudert und schließlich in den offenen Weltraum. Als Drahk begriff, was mit ihm geschehen war, aktivierte er seine Schubdüsen, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
Er suchte den Raum um sich herum ab, aber es gab keine Spur von Tajhbind. Er sah nur die zerstörte Schakal, die in Richtung des massiven Menschenschiffs taumelte und drohte mit ihm zusammen zu stoßen. Der beschädigte Antrieb schleuderte es wild herum – es war außer Kontrolle.
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Hickory war nur noch einen Schritt davon entfernt, aus seiner Zelle auszubrechen. Er hatte ein kleines Loch in das Metallgehäuse gebohrt, das den Elektromagneten der Tür beherbergte. Dann entfernte er den Stromanschluss aus seinem linken Ärmel, um die Drähte freizulegen, die er mit dem Rest seines Anzugs verbinden wollte. Währenddessen schritt Paredes weiterhin durch den Flur, ohne etwas zu bemerken. Der Countdown in Hickorys Hinterkopf begann runter zu zählen, als er hoffentlich zum letzten Mal zur Zellentür robbte. Er musste die Polarität des Elektromagneten umkehren, damit er die Tür von der im Türpfosten eingebauten Ankerplatte lösen konnte. Er wusste nicht, welcher Draht dies bewirken würde. Also versuchte er es auf gut Glück. Die Ausführung dieses letzten Teils war entscheidend. Hickory nahm an, dass das Öffnen der Tür einen Alarm auslösen würde. Wenn er es zu früh tat, gab er der Wache die Chance zu reagieren. Wenn er zu lange wartete oder den falschen Draht wählte, könnte Paredes ihn auf frischer Tat ertappen.
Als seine innere Uhr bei zehn angekommen war, hatte Hickory keine Zeit mehr zum Überlegen. Er wählte einen Draht und führte sein freiliegendes Ende in das gebohrte Loch, dann hielt er ihn mit seiner linken Hand fest. Der Countdown zählte … fünf … vier … Hickorys rechte Hand aktivierte so viele Systeme seines Anzugs wie möglich. Die Energie surrte durch den Draht und in den Elektromagneten. Die Wache erschien vor der Zelle, gerade als die laut piepsend Tür aufsprang. Der Soldat sprang überrascht zurück. Hickory stieß Tür auf. Das Letzte, was er wollte war, dass sie wieder zuschnappte. Plötzlich ertönte ein schockierend lauter Alarm, der sowohl Hickory als auch dem Wachhabenden in Mark und Bein fuhr.
Augenblicke später erschütterte eine Explosion das Schiff. Hickorys hatte sich an der Tür festgehalten, so dass er nicht in die Zelle zurückflog. Der Soldat hatte nicht so viel Glück. Er wurde den Gang hinuntergeschleudert und landete mit einem harten Aufprall. Als sich die „Crescent“ wieder stabilisiert hatte, blickte Hickory den Korridor hinunter und sah wie sich Paredes vor Schmerzen krümmte. Hickory eilte zu ihm den Gang hinunter. Als Paredes ihn kommen sah, versuchte er, seine Waffe zu heben. Hickory schlug sie ihm aus der Hand. Der Soldat schrie auf vor Schmerz. Hickory konnte nicht zulassen, dass er noch mehr Geräusche machte, also schlug er ihn bewusstlos.
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„Tajhbind!“
Drahk rief hilflos in sein Funkgerät. Immer wieder musste er seine EVA- Triebwerke zünden, um endlich zum Stillstand zu kommen. Regungslos und schweigend starrte Drahk auf ein Trümmerfeld, das vor dem UEE-utterschiff trieb. Das war alles, was von der Schakal übrig war.
Auch wenn Tajhbinds Schicksal klar schien – Drahk war nicht bereit, es zu akzeptieren. Es würde bedeuten, sich mit der Realität auseinanderzusetzen. Drahk wusste, dass eine Rettung aus dieser Situation nicht möglich sein würde. Er müsste durch den Asteroidengürtel fliegen – und zwar sofort. Das UEE-Mutterschiff kam jede Sekunde näher. Drahk spürte, wie er auf das Schiff zu trieb und in dessen Gravitationsfeld gelangte. Regungslos schwebte er vorwärts und starrte das Schiff an. Es erinnerte ihn an sein Zuhause auf Olympus. Als Kind hatte er in den Dünen gesessen und auf den halb im Sand versunkenen Rumpf gestarrt und sich dabei vorgestellt, wie es im Weltraum aussehen würde.
Und hier war er nun. In gewisser Weise war er am Ende doch wieder nach Hause gekommen. Ein Gefühl des Friedens legte sich über ihn und ein rijorianischer Vers erfüllte seinen Geist. Dann hatte er eine Idee: Er war aus einem bestimmten Grund hierher gebracht worden. Die Triebwerke seines persönlichen Antriebssystems zündeten und schossen Drahk vorwärts. Er würde während des Anflugs eine gute Geschwindigkeit aufbauen. Wenn Drahk eine Chance hatte, dies zu überleben, dann sollten ihn seine Triebwerke nur noch abbremsen. Das heißt natürlich, wenn das Schiff nicht schneller wurde und ihn rammte. Drahk bezweifelte, dass das gut für ihn ausgehen würde.
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Commander Wallace hielt sich an einer Reling auf der Brücke fest. Die Sprengladungen waren detoniert, aber abgesehen von dem einen Schiff, das in sie hineingestürzt war, waren die Tevarin-Truppen nicht hier. Zumindest schien der Schaden durch den Aufprall minimal zu sein.
„Finden Sie sofort das tevarinische Hauptschiff“, rief XO Coburn. „Wir müssen wissen, wie viel Zeit wir haben, bevor sie uns angreifen.“
XO Coburn blickte zu Commander Wallace hinüber. Sie hatte ihn noch nie so besorgt gesehen.
„Warten Sie . . wenn die Tevs mit einem Quantumsprung reingesprungen sind, dann können sie genauso gut mit einem wieder herausspringen. Man müsste nur den Bug in die andere Richtung lenken. “
„Commander …“, rief Steuermann Odorizzi.
Wallace blickte auf das Hologramm. Ihr Herz rutschte ihr in den Magen. Es war zu spät. Die Tevarin war hinter ihnen in die Lücke getreten. Die „Crescent“ war in der eigenen Falle gefangen, eingekesselt von einem Trümmerfeld auf der einen Seite und dem Tevarin-Hauptschiff auf der anderen. Bevor Commander Wallace etwas sagen konnte, loderte das Phalanxschild der Tevarin auf. Es war bereit zum Kampf…
Kapitel 03
Sirenen heulten. Man hörte sie überall. Auf der Brücke war die Stimmung zum Zerreißen angespannt.
„Commander, dreißig Sekunden noch, dann sind wir in Waffenreichweite der Tevarin-Flotte“, rief XO Coburn.
Stress und Verzweiflung beherrschten seine Stimme. Die „Crescent“ befand sich nun tief im Asteroidengürtel von Caliban – in einer von ihr selbst geschaffenen Falle. Der ursprüngliche Plan von Commander Wallace sah vor, die Tevarin-Flotte in genau dieser Position zu fixieren, um sie dann mit einem Überraschungsangriff lahmzulegen. So sollte das unschuldige Volk von Crion vor dem Hinterhalt der Invasoren gerettet werden. Leider war der Plan nach hinten losgegangen. Ein Trümmerfeld blockierte nun den Bug der „Crescent“. Das tevarinische Großkampfschiff, geschützt durch seinen starken Phalanxschild, zielte geradewegs auf das Heck der „Crescent“.
„Steuermann Odorizzi, wir fliegen durch den Asteroidengürtel. Ich will Kursoptionen.“
„Ja, Sir!“, antwortete Odorizzi und starrte auf sein Navigationsbildschirm: „Wohin?“
„Egal, das spielt keine Rolle. Je öfter wir den Kurs wechseln, desto besser. Halten Sie uns einfach aus dem Fadenkreuz der Tevs raus.“
„Jawohl, Sir!“
Steuermann Odorizzi machte sich an die Arbeit. Ayers und Coburn sahen sich an, Wallace zählte weniger an Lebensjahren, als die beiden gemeinsam im Dienst waren.
„Steuermann Ayers, jetzt ist höchste Präzision von Nöten. Fliegen Sie ruhig und genau.“
„Ja, Sir.“
Ayers Hände umklammerten das Steuer. Commander Wallace konnte dessen weiße Fingerknöchel sehen.
„Sir, die Tevarin sind in Waffenreichweite“, berichtete XO Coburn. „Wir müssen sofort hier weg.“
„Wir brauchen die Koordinaten“, sagte Commander Wallace und konzentrierte sich auf das Hologramm.
„Odorizzi, die Zeit ist um.“
„Hier, Sir.“
Auf dem Hologramm erschienen die Optionen – von gefährlich bis selbstmörderisch. Die meisten Routen starteten zwischen zwei großen Asteroiden steuerbord von ihnen.
„Sir, wenn wir an den Rand des Gürtels gelangen“, schlug Coburn vor, „könnte uns ein Quantensprung in Sicherheit bringen. Danach wäre eine Neueinschätzung möglich.“
„Wenn wir jetzt fliehen, werden die Tevs Crion in Trümmer legen, bevor wir etwas dagegen tun können. Wir müssen ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken. Ist das jetzt klar?“
Wallace bellte die Worte fast zurück.
Schweigen lähmte die Besatzung.
Plötzlich rief Steuermann Daughtry von der Scan-Station: „Sir, die Tevs machen sich zum Feuern bereit!“
„Tillman, leiten Sie alle Energie auf die Schilde“, befahl Wallace – „vorbereiten auf den Einsatz!“
„Welche Route, Commander?“
Wallace Hände flogen über die Optionen auf dem Hologramm. Es war zu wenig Zeit für eine genaue
Analyse. Eine der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens würde sie aus dem Bauch heraus treffen müssen.
„Hintere Schilde werden angegriffen!“
„Ayers, hier. Los“.
Wallace schrie fast, während sie den Knopf drückte, um die gewählte Route an den Steuermann zu senden.
Als das Schiff vorwärts driftete, hoffte sie, dass es kein Todeskommando war.
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„Ich bin wie ein leises Flüstern“, dachte Drahk, als er sich spiralförmig auf den Bug des gewaltigen UEE-Schiffes zubewegte. Das persönliche Antriebsgerät, aus seiner nun zerstörten Schakal und der Schwung, den er mitnahm, als er aus dem Wrack geschleudert worden war, gaben ihm genug Geschwindigkeit, um sich dem menschlichen Großkampfschiff zu nähern. Drahk musste vorsichtig sein.
Zu schnell zu sein – das wäre gar nicht gut.
Feuerblitze, die den Raum durchschnitten, erregten seine Aufmerksamkeit. Drahk blickte auf und sah, wie Luroosh das Heck des Menschenschiffs beschoss. Der Angriff war in vollem Gange. Er hoffte, dass die Menschen mit ihrer Verteidigung so beschäftigt sein würden, dass sie es nicht bemerkten, wenn er sich auf ihr Schiff schlich. Als er näherkam, rezitierte Drahk noch einmal die rijoranische Passage:
„Es braucht nur ein einziges Flüstern, um das Schweigen zu brechen.“
Der Vers diente als Mantra für das, was jetzt kommen würde und als Erinnerung daran, dass er zwar nur ein Tevarin war, aber immer noch genug Kraft hatte, um ein ganzes Großkampfschiff lahmzulegen. Er wusste welche Systeme er finden musste.
Drahks Visier zeigte die Entfernung zum Schiff an. Wenn er sein Ziel nicht verfehlte, würde Drahk am Bug entlang fliegen und hätte die gesamte Länge des Schiffes zur Verfügung, um sich zu positionieren. An der Oberseite würde es eine Reihe Luken geben, durch die er sich hineinschleichen konnte. Drahk hatte nie die Ehre gehabt, an Bord einer Prowler zu sein, aber er hatte Geschichten darüber gehört, Geschichten, wie es war, ein feindliches Schiff zu entern. Vor allem von einer Eliteeinheit, der Tevarin-Eliteeinheit, der „Naulle“, hatte er gehört. Sagenhafte 343 Kampfhaltungen musste man beherrschen. Nur diejenigen, die diese beherrschten, durften ihr beitreten. Gerüchten zufolge konnten sie lautlos und unbemerkt Schiffe entern und verschwanden wieder, bevor irgendjemand etwas davon mitbekam.
Drahk träumte davon, einer von ihnen zu sein. Aber er wurde viel zu spät geboren. Wäre er nur in der Blütezeit der Tevarin-Herrschaft aufgewachsen, hätte er nur auf Kaleeth Khuley in einem Felsparcours gespielt und Kampftaktiken erlernt! Diese tevarinischen Mannschaftsaktionen waren die Grundlage für die Tevarin-Boarder, die ihre Feinde so verheerend vernichteten. Stattdessen wuchs Drahk bei den Menschen in Olympus auf, ernährte er sich von ihren Abfällen und wich ihren bösen Blicken aus. Die Rijora erlöste ihn von diesem Leben, doch jetzt, da er dem Großkampfschiff der UEE so nahe war, stieg der alte Hass der Vergangenheit wieder an die Oberfläche.
Auf Drahks Visier erschien ein Warnsignal. Es war an der Zeit, die Geschwindigkeit zu drosseln. Drahk aktivierte den Umkehrschub und bremste ab. Plötzlich bewegte sich das Schiff. Der Bug steuerte auf eine enge Lücke zwischen zwei nahen Asteroiden zu. Drahk verlor seine „Landebahn“, er hatte die lange Seite des Schiffes dazu nutzen wollen. Durch die Kursänderung des Schiffes und seine eigene Verlangsamung, verlor er nun an Boden. Schnell fuhr er die Schubdüsen voll aus, um wieder Geschwindigkeit aufzunehmen. Nein, Drahk würde sich seinen Plan nicht vereiteln lassen. Während er beschleunigte, neigte er sich nach links und passte seinen Kurs sorgfältig dem des Schiffes an. Wäre sein Anflugwinkel zu groß, würde er über das Schiff hinausschießen. Wenn er sich andererseits zu stark absenkte, könnte ihn eine harte Landung verletzen. Er überflog das Schiff, querte es nach Backbord, neigte sich zum Bug hinunter und betete.
Als er nach unten blickte, war das Schiff nur noch ein verschwommener Fleck unter seinen Füßen. Er war schnell, ihm wurde schwindlig und so zwang er sich, den Blick abzuwenden. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Kante des Bugs, die jedoch viel schneller als erwartet auf ihn zukam. Er rollte seinen langen Körper zu einem engen Ball zusammen und federte so die Wucht des Aufpralls ab. Er schaffte es gerade noch, seine Magnetstiefel zu aktivieren bevor er über die Kante hinausstürzte. Dabei verlor er seinen Antrieb aus den Händen. Dieser trudelte, prallte vom Schiff ab, verschwand zwischen den Asteroiden. Drahk hatte gehofft, mit seinem Antrieb später wieder zu entkommen, aber wie es aussah, war das nun nicht mehr möglich.
Drahk überprüfte seine Vitalwerte. Sie schienen normal. Er konnte ein Gefühl des Stolzes in seinem Herzen nicht verhindern. Er hatte es geschafft. Er hatte sein Schicksal herausgefordert – und er hatte überlebt.
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Nein, so würde das nicht funktionieren. Es gab keine Möglichkeit, dass die Uniform dieses Marines über seinen Raumanzug passte. Hickorys Arm schaffte es nur bis zur Hälfte des Ärmels, bevor das Hemd aus den Nähten platzte. So viel dazu.
Er wollte getarnt durch die Gänge der „Crescent“ schlüpfen. Hickory ließ das Uniformhemd neben dem bewusstlosen Körper seines Wächters liegen. Der junge Marine hatte einen harten Schlag auf den Kopf bekommen, aber er würde es überleben. Die Konsequenzen dafür, einen Gefangenen entkommen zu lassen, würden viel länger weh tun. Hickory schlug die Zellentür zu und das elektromagnetische Schloss rastete ein. Dann warf er Paredes einen letzten Blick zu. Irgendwer würde nach ihm suchen… irgendwann. Das heißt, wenn die „Crescent“ diesen Kampf mit den Tevarin überlebte.
Hickory versuchte nicht daran zu denken, was da draußen los war. Es war sinnlos sich über etwas aufzuregen, was er nicht kontrollieren konnte. Es gab sowieso genug, worüber er sich Sorgen machen musste. Zum Beispiel: Wie und wo würde er einen Helm finden? Ohne Helm würde er dieses Schiff nie verlassen können. Er atmete tief durch und stellte sich den Weg vor, der zum Flugdeck führte. Während der Zeit auf „Olympus“ hatte Hickory die Gänge dieses Schiffes studiert, aber er wünschte sich, er hätte seinen eigenen Helm dabei, mit ihm fände er den Weg leichter. Hickory hatte Ewigkeiten damit verbracht, das Informations-Overlay des Visiers an seine speziellen Bedürfnisse anzupassen.
Er vermisste seinen Helm und ohne ihn würde er die Wegfindung auf die altmodische Art machen müssen – nur mit seinen Augen, Ohren und Instinkten. Wenn er es auf das Flugdeck schaffte, bestand eine gute Chance, einen Helm im Bereitschaftsraum des Piloten zu finden. Wenn er das geschafft hatte, konnte er sich auf den nächsten Schritt seines Plans konzentrieren, den wichtigsten und wahrscheinlich schwierigsten Teil: Wie kam er von diesem Schiff runter und zurück zu seinem eigenen Schiff?
Darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist, dachte er. Er wollte schon den Arrestbereich verlassen, hielt aber kurz inne. Hickory schaute zurück, wo das Gewehr des bewusstlosen Marines hingefallen war, als er ihn niedergeschlagen hatte. Er wusste, dass er sich auf diesem Schiff niemals den Weg freischießen konnte, aber es könnte sich als nützlich erweisen. Leider würde auch jede Situation sofort eskalieren. Marines neigten nicht dazu, sich mit bewaffneten Gefangenen abzugeben. Nein, besser auf Nummer sicher gehen, dachte er und ließ die Waffe liegen. Als er sicher war, dass die Luft rein war, machte er sich auf den Weg zum Flugdeck. Auf halbem Weg durch die Halle fragte er sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
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„Nächste Wende in 1.500 Metern. Hart links auf Kurs 2-7-0“, rief Odorizzi.
„Steuermann Ayers, fliegen Sie Ihre Kurven enger.“
Commander Wallace sah zu, wie sich Steuermann Ayers den Schweiß von der Stirn wischte.
„Ja, Sir.“
Wallace hielt sich an der Reling des Hologlobus fest, als die „Crescent“ durch die Asteroidengruppe pflügte und den Schild des Bugs ein weiteres Mal beschädigte.
Sie überprüfte den Status und befahl energisch: „Tillman, geben Sie mehr Energie auf die vorderen Schilde.“
„So verbleiben für unsere hinteren Schilde nur fünfzehn Prozent. Sie werden einem erneuten Angriff nicht standhalten.“
„Deshalb möchte ich, dass der nächste Kurs schnell und sauber verläuft. Wir müssen so viel Abstand wie möglich zwischen uns und die Tevs bringen.“
Die Fahrt auf diesem unberechenbaren Weg brachte weitere Probleme. Kleine Asteroidencluster prasselten auf die Hülle der „Crescent“. Währenddessen gewannen die Tevs hinter ihnen immer mehr an Boden. Sie passten ihr Phalanxschild an, um ihr Schiff vor allen Asteroidenbrocken zu schützen, die im Kielwasser der „Crescent“ schwebten.
Coburn wandte sich an Wallace.
„Diese Cluster werden uns schwächen, wenn wir nicht vorsichtig sind.“
„Ich weiß.“
Coburn trat näher und senkte seinen Tonfall. „Ich denke, wir müssen Ayers abziehen. Er ist der Sache nicht gewachsen.“
Inzwischen wusste sie auch, dass Coburn nicht mit ihrem Plan einverstanden war.
Commander Wallace erwiderte: „Ayers hat mit Auszeichnung in sieben großen Einsätzen gedient.“
Coburn sagte nichts, schien aber nicht ihrer Meinung zu sein.
Die Angewohnheit ihres XO, ihr seine Gedanken nicht direkt mitzuteilen, war manchmal frustrierend. Die Ablösung eines angesehenen Besatzungsmitglieds mitten im Kampf vorzunehmen, würde ihr keine Lorbeeren einbringen. Dennoch war es etwas, das sie nun in Betracht ziehen musste:
„Nun, wir sollten darauf vorbereitet sein, Geuze zu holen.“
Coburn nickte und nahm seinen Platz wieder ein.
„Nächste Kursänderung in fünfzehn Sekunden“, meldete Odorizzi.
Commander Wallace beobachtete, wie sich der Punkt näherte und die Geschwindigkeit des Schiffes dabei konstant blieb. Dann, im letzten Moment, drehte Steuermann Ayers die „Crescent“ nach backbord. Das Schiff glitt erfolgreich in die Passage. Mit seinem letzten Schwung, auf der Steuerbordseite, kam es gefährlich nahe an einen großen Asteroiden heran. Ayers drehte schnell die Backbordtriebwerke hoch, um mit etwas Schub eine kleine Korrektur auszuführen. Commander Wallace biss die Zähne zusammen. Die Steuerbordsensoren meldeten einen bevorstehenden Aufprall. Dann erschütterte eine Vibration das Schiff. Der große Asteroid prallte gegen den Steuerbordschild der „Crescent“ und zerstörte ihn fast vollständig. Der Asteroid explodierte in zahlreiche Brocken.
Wallace beruhigte sich und blickte dann zu Coburn. Sie lehnte sich zu ihm hin.
„Rufen Sie Geuze her. Ich sage Ayers Bescheid.“
Als er sich entfernte, starrte Commander Wallace auf das Hologramm, besorgt darüber, dass diese eine fehlgeschlagene Drehung die Tevs in effektive Waffenreichweite bringen könnte. Das Tevarin-Schiff drehte sich um das Hindernis herum. Sein Phalanxschild schwenkte hin und her und versuchte, sich vor dem großen Trümmerfeld zu schützen.
„XO Coburn, warten Sie.“
Coburn kehrte schnell zu Wallace zurück, die die Drehung der Tevs durch das Trümmerfeld beobachtete. Er kam näher an den Hologlobe.
„Informieren Sie unsere Bordschützen. Zielen Sie auf die Asteroiden.“
Ein Lächeln schlich sich auf Coburns Gesicht, als er es sah, dass das Phalanxschild der Tevarin nicht gleichzeitige mehrere Einschläge abwehren konnte.
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Nach seiner erfolgreichen Landung öffnet Drahk leise eine der äußeren Wartungsluken und schlich sich in das Schiff. Er schlängelte sich durch den engen Schacht und ließ sich in einen kleinen Vorraum fallen. Es überraschte ihn nicht, dass die Menschen einen so offensichtlichen Zugang nicht abgesichert hatten. Dieser Mangel an Vorsicht und Vorsorge würde sich noch als ihr Verhängnis erweisen. Drahk bewegte sich vorsichtig von Tür zu Tür und änderte jedes Mal die Richtung, wenn seine Anzug-Scans einen Menschen in der Nähe ausmachten. Doch es waren nicht die Gänge, die ihm zu denken gaben, es waren die Türen.
Die Scans seines Anzugs konnten die dicken Metallwände des Schiffes nicht durchdringen, so dass jede Türöffnung gefährlich war. Bis jetzt war er noch niemandem begegnet, so ging er weiter, begleitet von seinen Kindheitserinnerungen an die „Olympus“.
Die UEES Olympus war in Ashana abgestürzt und war bald von den Menschen als neues Zuhause übernommen worden. Dieses Schiff, obwohl eine ähnliche Klasse wie die „Olympus“, war aber entschieden anders. Hier war alles steril, hell erleuchtet und sauber. Es gab keine Stände, die um Stellplätze an belebten Kreuzungen kämpften. Keine seltsamen Essensgerüche, die aus offenen Türen herauswehten. Keinen Sand, der durch die Fugen sickerte und durch die Gänge wehte. Stattdessen paarte sich ein Déjà-vu-Gefühl mit Desorientierung. Drahk riss sich aus seinen Gedanken, als er dieses instinktive Jucken spürte, das daherkam, zu lange an einem Ort zu sein. Er überprüfte seine Scans und stellte fest, dass der Weg weiter geradeaus führte. Er kam zu den Treppen, die zu den Sektoren führten, in denen sich die Komponenten des Schiffes befanden.
Dort angekommen, ging er in die Hocke und lehnte sich seitlich gegen die kalte Wand. Er beugte sich vor und überprüfte den Treppenaufgang. Die Luft war rein. Er schwang sich um die Ecke und setzte einen Fuß auf die erste Stufe, als ihn eine leichte Vibration innehalten ließ. Stimmen, die von der unteren Stufe der Treppe heraufdrangen, signalisierten ihm, dass Menschen in seine Richtung eilten.
Drahk presste sich an die Wand. Er hielt die Luft an. Nur Augenblicke später eilten mehrere Soldaten an ihm vorbei. Keiner von ihnen sah den Weg zurück, den sie gekommen waren. Als ihre Schritte verklungen waren, atmete Drahk erleichtert aus. Er blieb noch ein paar Sekunden stehen, um sicherzugehen, dann schlich er hinunter zum Treppenabsatz. Er blieb erneut kurz stehen, um zu sehen, dass der Weg auch wirklich frei war, bevor er vorsichtig die verbliebenen Stufen hinunterschlich. Er war nun im Unterdeck des Schiffes. Ein Labyrinth aus engen Gängen führte zu Räumen, die den Rest des Schiffes mit Strom und anderen wichtigen Dingen versorgten. Drahk zog seine Pistole und hockte sich in einen nahe gelegenen Türrahmen. Seine Gedanken rasten und versuchten sich zu erinnern, welche Räume es genau auf „Olympus“ gewesen waren. Da waren das Vorratslager, die Brennerei und gegenüber war … plötzlich blinkte Drahks Visier.
Noch mehr Menschen kamen auf ihn zu. Er musste sich verstecken und zwar schnell. Er sah ein kleines Fenster in einer Tür und stand auf, um einen Blick hineinzuwerfen. Da er niemanden sah, öffnete er die Tür und schlüpfte hinein, während er leise einen Rijoran-Vers aufsagte, um sich selbst Mut zu machen. Der Raum war leer. Drahk strahlte überglücklich, als sich die Tür schloss. Vor ihm lag einer der Batterieschächte des Schiffes – der perfekte Ort, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
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Die Bordschützen der „Crescent“ zerstörten die Asteroiden auf beiden Seiten des Korridors. Brocken zerbrochenen Gesteins verteilten sich hinter ihrem Heck und hinterließen ein weites Trümmerfeld, das die Phalanxschilde der Tevs nicht vollständig abwehren konnte.
„Der letzte Scan zeigt, dass ihre Schildstärke unter 40 Prozet Effektivität liegt „, rief Daughtry.
Ein Raunen ging durch die Besatzung, als Wallace aufmerksam das Hologramm studierte. Ihre Crew war hochkonzentriert. Es war das erste Mal, seit sie in ihre eigene Falle getappt waren, dass ihre Zuversicht wuchs. Commander Wallace wusste jedoch, dass diese Strategie nicht lange anhalten würde. Ihre eigenen Schilde schwächten sich durch das ständige Sperrfeuer der Trümmer ebenfalls schnell. Sie mussten einen vernichtenden Schlag ausführen, bevor die Tevs ihre Taktik änderten oder die Verfolgung aufgeben und die „Crescent“ zwingen würden, sie zu verfolgen. Dann sah sie ihre Chance. Direkt vor ihnen tauchte plötzlich genug freier Raum auf, dass sich „Crescent“ umdrehen konnte. Es war der perfekte Ort, für einen Angriff.
„Achtung an alle.“
Wallace machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „In ungefähr 15 Klicks wird Steuermann Ayers ein scharfes Manöver in Form einer engen Steuerbord-Kurve durchführen und steuert das Schiff durch einen schmalen Spalt zwischen die Asteroiden. Wenn wir das Manöver fliegen, werden Steuermann Villar und ihr Waffenteam den Ausgang mit Minen bestücken. Das sollte die Aufmerksamkeit der Phalanxschilde auf sich ziehen. In der Zwischenzeit möchte ich, dass alle das Schiff auf den Nahkampf vorbereiten.“
Ein kalter Schauer überfiel die ganze Besatzung. Sie alle wussten, was ein Nahkampf mit einem Tevarin-Großkampfschiff bedeutete.
„Wir werden diesen Kampf nicht gewinnen, wenn wir davonlaufen. Die einzige Chance, die wir haben, ist, dass wir uns ihnen jetzt stellen, während ihre Phalanxschilde geschwächt sind. Ich weiß, das ist nicht ideal. Und verdammt, ich weiß selbst, dass es einem Selbstmordkommando nahekommt. Es ist aber die einzige Chance, die Tevs zu treffen und ihre Hauptverteidigung auszuschalten. Das bedeutet, dass die Menschen auf Crion, einen weiteren Tag leben werden.“
Sie blickte in die Gesichter der Crew, unsicher, wie sie es aufnehmen würde. Ayers war der erste, der ihr zunickte und sich wieder seiner Station zuwandte. Commander Wallace blickte zu Villar, auch er nickte ihr zu. Dann fuhr sie fuhr sie fort: „Ayers, kommt aus der Lücke, dreht die Crescent im Uhrzeigersinn, bis wir fast wieder dort stehen, wo wir begonnen haben. Unsere Steuerbordseite befindet sich dann fast rechtwinklig zum Eingang. Wenn das Schiff der Tevs aus der Lücke kommt, müssen wir in Position sein, um ihr Heck zu beschießen. Sie können immer nur eine Seite ihres Schiffes schützen. Wir müssen sie zwingen, sich zwischen uns oder einem Minenfeld zu entscheiden.“
Coburn rief sofort: „Hat jemand seine Rolle nicht verstanden?“ Als seine Frage mit Schweigen beantwortet wurde, fuhr er fort: „Dann lasst uns …..“
„…Commander! Wir haben soeben den Strom von Batteriebank II verloren“, rief Tillman plötzlich aus der Ingenieursstation.
„Was? Wie?“
XO Coburn stürmte auf Tillman zu.
Commander Wallace rannte zu einem Terminal und scannte die Stromdaten der Schiff-Statistiken. Wie konnte ein ganzer Batterieschacht eine solch schwere Fehlfunktion haben, ohne jede Vorwarnung?
Ayers meldete sich. „Ich verliere an Geschwindigkeit, Commander. Wir haben soeben zehn, jetzt fünfzehn Prozent unserer gesamten Schubkraft verloren.“
„Leiten Sie sofort Energie von den Schilden auf die Triebwerke um! Wir müssen so schnell zu dieser Lücke wie wir können.“
Steuermann Daughtry schnitt dazwischen „ … ich sehe eine Energiespitze der Tevarin. Sie bereiten sich auf einen Angriff vor.“
„Commander, die Tevs holen auf. Wir werden stärkere Schilde brauchen, um sie abzuwehren“, rief Coburn von der Technikstation.
„Wie weit ist es noch, bis wir den Spalt erreichen?“
„Etwas mehr als fünf Klicks, Sir“, antwortete Odorizzi.
„Wir werden es riskieren. Steuermann Ayers, wir müssen sauber durch diese Lücke kommen.“
„Ich werde es schaffen, Sir.“
Ayers schüttelte seine rechte Hand, um einen Krampf zu lösen.
„Im Anflug!“
Ayers schwang den Bug der „Crescent“ in Richtung der engen Lücke, gerade als die Tevarin das Feuer eröffneten. Zahllose Schüsse zischten am Schiff vorbei und verfehlten nur knapp das Heck. Als die „Crescent „in die Lücke einschwenkte, rief Wallace: „Volle Kraft auf die Heck Triebwerke!“
Das Schiff schoss vorwärts, obwohl die Schwungkraft die Backbordseite immer noch auf die Asteroiden der Lücke zusteuerte. Gleichzeitig zündete Ayers die Steuerbord-Retro Schubdüsen. Wallace hoffte, dass Ayers‘ Maßnahmen und der zusätzliche Schub das Schiff sauber durchbrachten. Die Warnsensoren an Backbord heulten auf, als das Schiff den Asteroiden immer näher kam. Aber es gab eine Chance, dass es klappen konnte. Das Ende des Spalts war nah. Der Bug des Schiffes war durch, aber Commander Wallace hielt den Atem an, bis das für das gesamte Schiff galt.
Dann atmete sie endlich aus und rief: „Setzt die Minen aus!“
Während Villar den Befehl an ihre Mannschaft weitergab, begann Steuermann Ayers die „Crescent“ im Uhrzeigersinn zu drehen. Wallace beobachtete, wie das Tevarin-Schiff durch die Lücke drang. Schnell schwenkte es seinen Phalanxschild gegen das Meer von Minen.
Ayers vollendete das Manöver der „Crescent“ und das Schiff befand sich nun hinter der Tevarin-Flotte – genau dort, wo Wallace es haben wollte.
„Geben Sie den Befehl. Angriff vorbereiten!“
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Hickory näherte sich seinem gewünschten Ziel. Das Flugdeck war nicht mehr weit entfernt. Das bedeutete, dass der Bereitschaftsraum irgendwo auf der anderen Seite dieser Tür sein musste. Zeit, einen Helm zu organisieren und von diesem Schiff zu verschwinden.
Das Schott glitt auf und gab den Blick auf einen leeren Gang frei. Hickory bewegte sich in Richtung des Flugdecks. Als er sich einer Tür auf der rechten Seite zuwandte, kam dort plötzlich ein Tevarin heraus. Der Tevarin hob sofort eine Waffe, aber Hickory war bereits in Bewegung – angetrieben von seinem Instinkt, den er in Jahrzehnten zwielichtiger Geschäfte mit noch zwielichtigeren Gestalten geschärft hatte.
Er stieß den Lauf der fremden Waffe mit einer Hand in die Höhe, während er mit der anderen das Gehäuse der Waffe drehte. Das Gewehr löste sich aus dem Griff des Tevarin und fiel zu Boden. Die Hände des Tevarin packten Hickory schnell an der Kehle, hoben ihn hoch und schlugen ihn hart auf das Deck, so dass ihm die Luft aus den Lungen wich. Sie wälzten sich und tauschten Körpertreffer und Ellbogenschläge aus. Hickory konnte erkennen, dass der Tevarin im Kämpfen geübt war, es ihm aber an Erfahrung fehlte. Hickory hingegen hatte schon viele Kämpfe mitgemacht, aber nie eine Ausbildung genossen. Er schlang seinen Arm um den Hinterkopf des Tevarin und fand eine Zugangsklappe zu dessen Tevarin-Anzug. Er öffnete sie und riss den Anzug auf. Er muss die Stromkabel erwischt haben, denn die Gesichtsmaske wurde undurchsichtig und blendete den Tevarin. Hickory nutzte die Ablenkung, um sich loszureißen und griff nach der weggeworfenen Waffe auf dem Boden.
Drahk schaffte es schließlich, den Strom wiederherzustellen und seinen Helm rechtzeitig zu reinigen, um zu sehen, dass der Mensch sein eigenes Gewehr auf ihn richtete.
„Keine … Bewegung …“, sagte Hickory zwischen angestrengten Atemzügen.
„Tun Sie es“, zischte Drahk in nahezu perfekter Menschensprache. „Ich habe keine Angst.“
Hickory zögerte, aber das lag nicht daran, dass der Tevarin seine Sprache sprach. Der Dialekt kam ihm irgendwie bekannt vor. Er war im Begriff zu fragen als –
„Stehen bleiben!“
Hickory und Drahk drehten sich um. Eine Gruppe von Marines stand am Ende des Flurs, mit erhobenen Waffen. Ein junger Marine, dessen Auge von einem hässlichen Veilchen fast komplett zugeschwollen war, trat näher und schaute in den Lauf des Gewehrs, das Hickory beschlossen hatte, nicht zu nehmen. Hickory warf die Tevarin-Waffe zur Seite und hob die Hände.
„Ich schätze, eure Zellen sind nicht dazu geeignet, jemanden sonderlich lang festzuhalten“, sagte Hickory.
Das war alles, was Hickory noch sagen konnte, bevor ihn der Kolben eines Gewehrs an der Schläfe seines Kopfes traf.
Kapitel 04
„Bündeln Sie das Feuer mehr auf das Heck. Es gehen zu viele Schüsse am Ziel vorbei“, befahl Commander Wallace schroff, als sie nach draußen blickte, um den Kampf zu verfolgen. Eine Welle Laserfeuer jagte die Nächste. Gedankenversunken vergaß Wallace für einen kurzen Moment die tödliche Gefahr, die jedes einzelne Laserfeuer bedeutete – und verlor sich in dessen faszinierender bildlicher Schönheit.
Genau! Sie hatte einen Geistesblitz. Das war´s – die Chance der „Crescent“, das Tevarin-Großkampfschiff vom Angriff auf Crion abzuhalten. Die Tevs saßen zwischen ihnen und dem Minenfeld fest. Da ihr mächtiger Phalanxschild nur eine Schiffsseite schützen konnte, würde er zwischen Bug und Minenfeld eingesetzt, dadurch war das Heck des Schiffes einem Angriff hilflos ausgeliefert.
„Energiespitze auf Steuerbord, Hauptkanone „, rief Daughtry aufgeregt.
Diese Warnung holte Commander Wallace in die Realität zurück. Sie überprüfte den Winkel auf ihrem Hologramm und machte eine schnelle Berechnung.
„Einen Klick vorwärts, Neigungswinkel plus 10. Volle Energie auf die Bugschilde.“
Das gewaltige Schiff bewegte sich vorwärts, drehte sich in dem Moment, als die Tevs ihren Schuss abfeuerten. Die Druckwelle ging knapp an ihrer Steuerbordseite vorbei. Das Knistern der Schildenergie verriet, wie nah das Sperrfeuer gewesen war.
Coburn rief: „Die Schilde der Tevs sind angeschlagen. Wir haben ihr Steuerbordtriebwerk beschädigt.“
Commander Wallace blickte wieder auf das Hologramm. Coburn hatte Recht.
„Reduzieren Sie die Energie für die Bugschilde auf 50 Prozent und leiten die anderen 50 Prozent auf die Railgun um. Ich will, dass Sie das Steuerbordtriebwerk deaktivieren, klar?“
„Railgun aktiviert!“
Coburn blickte zu Commander Wallace. Aber sie würde es ihm überlassen.
„Sagen Sie es.“
Coburn grinste.
„Feuer!“
Wallace beobachtete, wie der Schuss der Railgun präzise das Triebwerk des Tevarin-Schiffs traf. Mehrere Explosionen detonierten nacheinander, rissen ein klaffendes Loch in die Hülle, bis das Triebwerk schließlich komplett zerbarst.
Die Besatzung auf der Brücke jubelte, Wallace lehnte sich gegen die Reling und atmete erleichtert auf. Die Tevs würden es sehr schwer haben, sich aus diesem Asteroidengürtel zu navigieren, geschweige denn ihren geplanten Angriff auf Crion durchzuführen.
„Sie starten ihre Schiffe, Sir!“, rief Tillman.
Tevarin-Jäger und Begleitschiffe rasten heran, verteilten sich im Raum. Einige verschwanden auf der anderen Seite des Tevarin-Schiffs, um die Minen zu entschärfen. Währenddessen nahm der Großteil der Schiffe die „Crescent“ ins Visier.
„Coburn, sichern Sie. Wir können nicht zulassen, dass…“
Aber Coburn unterbrach sie.
„…das kam gerade von Marine Hernandez aus Sektor sechs. Es ist ein Tevarin gefangen genommen worden.“
Das muss unser Saboteur gewesen sein, dachte Wallace. Wer weiß, wie viele noch eingedrungen waren.
„Versiegeln Sie alle Schotten und lassen Sie die Marines jeden Zentimeter des Schiffes durchsuchen, beginnend mit den Sektoren, die die wichtigen Komponenten enthalten oder mit der Brücke verbunden sind.“
Plötzlich materialisierte sich das Phalanxschild zwischen der „Crescent“ und dem Tevarin- Großkampfschiff. Weitere Schadenstreffer zu platzieren würde sich ab jetzt sehr viel schwieriger gestalten. Ausserdem wurde Commander Wallace klar, dass die Beschädigungen das Tevarin-Schiff zwar vom Angriff auf Crion abhielten, aber ab jetzt würde sich die „Crescent“ im Mittelpunkt der tevarinischen Kriegshandlungen befinden.
Auf diese Weise wird wohl keiner von uns diesen Schauplatz in nächster Zeit verlassen, dachte Wallace.
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„Paredes! Halt dich verdammt noch mal zurück.“
Drahk blieb regungslos am Boden liegen, als der Marine mit dem blauen Auge seinen Gewehrlauf direkt auf Drahks Kopf richtete. Kurz zuvor hatte er gesehen, wie dieser Marine den anderen Menschen bewusstlos geschlagen hatte und blanke Wut in seinem fleischigen Gesichtsausdruck zu sehen war. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis er wieder ausrastete. Da half auch nicht, dass ihn ein zweiter, jüngerer Marine versuchte zu beruhigen.
„Paredes! Was zum Teufel machst du da?“
Ein älterer Marine drängte sich vor. Paredes ließ langsam die Waffe sinken. „Aufstehen, sofort!“, rief der ältere Marine, aber Drahk blieb auf dem Boden liegen. Seine Kommandoausbildung lehrte ihn, sich nicht zu verraten, dass er Menschlich verstand. Es war vielleicht der einzige Vorteil, den er in dieser Situation hatte.
„Steh auf!“
Paredes rammte Drahk den Kolben seines Gewehrs in den Rücken.
„Noch mal: Steh auf!“
Paredes schlug ihn noch fester. Drahk richtete sich langsam auf und achtete darauf, dass seine Hände die ganze Zeit über sichtbar waren. Paredes stieß ihn gegen die Wand des Flurs. Inzwischen untersuchte der ältere Marine den bewusstlosen Hickory.
„Ich hoffe, es hat sich gelohnt, Paredes. Jetzt muss ihn jemand zurück in die Arrestzelle tragen. Rate mal, wer dieser jemand ist?“
Paredes öffnete den Mund, überlegte es sich dann aber anders und erwiderte kleinlaut: „Ja, Sir.“
„Los geht’s. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt.“
Paredes löste sich langsam von Drahk, verstaute seine Waffe auf dem Rücken und hob den bewusstlosen Hickory hoch.
„Komm schon, beweg dich“, sagte der ältere Marine.
Drahk machte einen Schritt nach vorn, blieb aber sofort wieder stehen. Da sah ihn er ältere Marine geradewegs in die Augen und dachte wohl: „Hat dieser Tev mich gerade verstanden?
In den Fluren ertönten Sirenen.
„Wartet mal, Leute.“ Die Gruppe wandte sich dem älteren Marine zu, der sein persönliches Datengerät prüfte.
„Planänderung. Das Anti-Boarding-Protokoll ist in Kraft. Wir müssen diesen Sektor durchsuchen.“
Drahk war froh, dass das Visier seines Helms so dunkel war. Es half, sein Lächeln zu verbergen. Das musste bedeuten, dass die Krieger von Rijora kommen würden.
„Sir“, sagte Paredes, „was zum Teufel sollen wir mit den beiden machen? Die Arrestzellen sind zu weit weg.“
Der ältere Marine warf ihm einen Blick zu. „Halt die Klappe und folge mir.“
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Ein lautes Rumpeln weckte Hickory. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem kalten Boden, als er wieder zu sich kam. Sein Kopf pochte. Alles lag wie unter einem Schleier. Er rollte sich auf den Rücken und setzte sich auf, blinzelte schnell, um wieder etwas sehen zu können. Eines war sicher: Er war in keiner Arrestzelle. Durch metallene Gitterstäbe konnte er den halb gefüllten Frachtraum des Schiffes erkennen. Blendendes Licht zwang ihn seine Augen wieder zu schließen. Gitterstäbe? Ein Käfig? Sie hatten ihn in einen Käfig gesteckt.
Hickorys Hände tasteten sanft die Seite seines Kopfes ab, bis er die Stelle fand, auf die er geschlagen worden war. Er zuckte zusammen aber es könnte schlimmer sein. Es war nichts gebrochen und er erinnerte sich an alles, bis Paredes ihn mit seinem Schlag ausgeschaltet hatte. Die Schmerzen ließen langsam nach, dann sah er eine seltsame Gestalt durch die Gitterstäbe zu seiner Linken. Es war der Tevarin, der ruhig dasaß, den Helm in seinem Schoß. Die Augen geschlossen. Er meditierte oder betete. Hickory griff nach der Tür des Frachtraums und rüttelte daran. Sie gab kaum nach. Der minimale Spielraum bedeutete eine massive Bauweise und ein starkes Schloss. Glücklicherweise passte seine Hand durch die Stäbe des Gitters. Also griff er hindurch und fühlte die metallene Vorderseite des Schlüsselloches. Er atmete erleichtert auf. Hickory zog seine Hand zurück und setzte sich mit dem Rücken zur Tür.
In diesem Moment sah er, wie der Tevarin ihn misstrauisch beäugte. Hickory misstraute dem Tev, aber er wusste, dass er hilfreich sein konnte. Hauptsächlich, er sprach die Menschen-Sprache.
„Hast du irgendwelche Wachen gesehen?“
Der Tev schüttelte den Kopf.
„Halt für mich die Augen offen.“
Hickory griff in den rechten Ärmel seines Raumanzugs.
„Irgendeine Idee, warum sie uns hier reingeworfen haben? Diesen Teil habe ich verpasst.“
Nach einigen Augenblicken des Schweigens beschloss der Tev zu antworten: „Sie wurden
in die Schlacht gerufen. Die Arrestzellen waren zu weit weg.“
Hickory zog das Multitool aus der Geheimtasche seines Ärmels und durchsuchte die verschiedenen Werkzeuge:
„Ich muss schon sagen. Dein Akzent ist interessant.“
„Nicht menschlich genug für dich?“
„Das habe ich nicht gemeint. Es ist nur so, dass ich ihn nur an einem Ort gehört habe… Olympus. Verbringst du viel Zeit dort?“
Der Tevarin öffnete seine Augen und sah Hickory einen Moment lang an, bevor er sich wieder der Meditation zuwandte: „Meine Jugend.“
„Ich habe selbst ein paar Jahre dort gelebt, als ich, nun ja … es ist ein guter Ort, zum untertauchen.“
„Ja“, antwortete Drahk knapp.
Hickory hatte viele Tevs auf Olympus gesehen. Er hatte aber auch gesehen, wie furchtbar die meisten behandelt wurden – und umgekehrt, wie sie sich verhielten, wenn man den Spieß umdrehte. Er fand die Harke an seinem Multitool und klappte sie heraus.
“ Übrigens – Ich bin Hickory.“
„Drahk.“
Hickory schob seine Hand vorsichtig zwischen den Gitterstäben des Käfigs hindurch. Dann winkelte er das Multitool an und schob die Harke ins Schlüsselloch. Plötzlich bebte das Schiff. Das Multitool glitt ihm aus der Hand. Es folgte ein metallischer Knall des Rumpfes. Es hallte durch den Frachtraum. Er blickte durch die Gitterstäbe des Käfigs, das Multitool lag außerhalb seiner Reichweite. Eine Reihe von heftigen Schimpfwörtern entwich seinem Mund. Hickory drehte sich um und sah, wie Drahk sich auf den Boden fallen ließ und mit seinen langen, schlanken Armen nach dem Multitool griff.
„Du bist unser Lebensretter, Drahk.“
Er hielt ihm seine offene Hand hin, allerdings behielt Drahk das Multitool. Auch er durchsuchte die verschiedenen Werkzeuge.
„Darf ich?“
Hickory spürte einen Kloß in seinem Hals. Er sah zu, wie Drahk sich ebenfalls für die Harke entschied, um dann die Reihe von Zacken an den Enden untersuchen. Dann steckte er seinen Arm durch das Gitter. Was tat er da? Der Tevarin hatte offensichtlich noch nie ein solches Schloss geknackt. Hickory begann sich Sorgen zu machen. Wie stark waren Tevs? Was, wenn er das Werkzeug stark verbogen hatte? Das würde jede Chance zerstören, dass einer von ihnen hier herauskäme. Hickory hielt es nicht mehr aus.
„Vorsichtig, du kannst es nicht erzwingen. Du musst das mit Gefühl machen – eher langsam und behutsam.“
Drahk warf Hickory einen strafenden Blick zu, während er weiter an dem Schloss arbeitete.
„Was ist? Ich will nur helfen“,, sagte Hickory.
„Siehst Du, es ist nur… Ich muss hier raus. Ich will nicht so sterben.“
„Den Tod braucht man nicht zu fürchten, er ist nur eine weitere Wahrheit. Die Rijora hat mich heute schon viele Male aus seinen Fängen befreit. Jetzt hat sie mir das nötige Werkzeug gebracht, damit ich entkommen und meinen Landsleuten helfen kann, dieses Schiff zu zerstören.“
Hickory war sich nicht sicher, mit welchem Gesichtsausdruck er Drahk ansah, aber Drahk las ihn klar und deutlich.
„Vielleicht würdest du es verstehen, wenn du an etwas anderes glauben würdest als an dich selbst.“
„Deine Rijora hat viel Gutes für dich getan. Du warst der Verlierer von zwei Kriegen,“ frotzelte Hickory.
„Zwei Kriege?“
Drahk beäugte ihn mit einer Mischung aus Interesse und Misstrauen. Hickory brauchte eine Sekunde, um es zu begreifen. Stimmt, woher sollte er das wissen?
„Dieser Krieg – ER IST VORBEI.“
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Die Brücke schwankte leicht. Eine weitere Salve der Tevarin-Kanone hatte die Steuerbordseite der „Crescent“ erwischt.
„Wie sieht es mit den Schilden aus?“, fragte Commander Wallace.
„…sind nur noch zu 43 Prozent wirksam.“
„Wir brauchen den Batterieschacht wieder online.“
Coburn überprüfte sein persönliches Datenmodul und gab den entsprechenden Befehl.
„Jeder in diesem Sektor, der es reparieren kann hilft mit. Die Marines sind noch dabei, ihre Suche abzuschließen. Bis wir sicher sind, dass keine anderen Tevs an Bord sind, ist es zu riskant, Schotten zu öffnen.“
Commander Wallace prüfte sein Terminal und verglich die Schäden der „Crescent“ mit denen des Tevarin-Schiffes.
„Ändern Sie unsere Flugroute, Ayers!“, rief Coburn.
Die „Crescent“ wich dem Feuer des Tevarin-Schiffes aus, während sie gleichzeitig versuchte den Phalanxschild zu umfliegen, damit sie selbst größtmöglichen Schaden anrichten konnte. Ayers hatte bisher eine akzeptable Leistung erbracht, indem er das Schiff scheinbar wahllos bewegte, aber man merkte langsam, dass er müde wurde. Den Daten zufolge fing die „Crescent“ an, mehr Treffer einzustecken, als es abzugeben. Plötzlich schrillten die Alarme.
Nein, das konnte nicht sein…
„Wir haben eine Bruchstelle! Mehrere Kontakte in Sektor sechs …“
Commander Wallace und Coburn sahen sich an. So viel zur Wiederherstellung des Batterieschachtes. Wallace brauchte keine Berechnungen anzustellen, um zu wissen, dass ihre Überlebenschancen gerade drastisch gesunken waren. Sie tat alles, was sie konnte, um ihre eigene wachsende Angst zu verbergen, bevor sie sprach.
„Ich will, dass alle Jäger und Geschütztürme diesen Sektor vor weiteren Eindringlingen schützen. Wenn das ihr Ziel ist, müssen wir das verhindern. Wir werden nicht überleben, wenn sie unser Schiff überrennen.“
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Drahk hatte geschwiegen, seit der Mensch ihm gesagt hatte, der Krieg sei vorbei. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es der Wahrheit entsprach. Er konnte sich an keine Zeit erinnern, in der die Tevarins so lange ohne Nachricht von Corath’Thal waren. Natürlich wäre es dumm, wenn er dem Menschen einfach so glauben würde. Er blickte zu Hickory, der nervös mit den Fingern gegen den Käfig trommelte. Ein Mensch schien bestenfalls unzuverlässig zu sein.
„Woher willst du wissen, dass der Krieg vorbei ist?“, fragte Drahk schießlich.
„Ich fand die Kapitulationsurkunde bei der Bergung eines Militärwracks im System. Das Schiff muss durch einen elektrischen Sturm zerstört worden sein, bevor es die Nachricht übermitteln konnte. “
Die Kapitulationsurkunde war der heilige Text der Rijoraner, mit dem ein Konflikt beendet wurde. Dennoch bedeutete sie nichts, wenn sie nicht von ihrem heiligen Anführer unterzeichnet war. Also drängte er weiter:
„Wirklich? Von wem autorisiert?“
„Pakal’Dor,“ antwortete Hickory.
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Drahk.
„Was du gesehen hast, war eine Fälschung. Nur Corath’Thal kann das Instrument der Kapitulation für gültig erklären.“
„Das wäre schwierig, denke ich“, erwiderte Hickory, während er sich bewegte und seinen Rücken streckte. „Corath’Thal wurde atomisiert. Angeblich plante er einen großen Angriff, wurde aber überstimmt. Anscheinend hat ihm die Entscheidung nicht gefallen, also führte er die wenigen Überlebenden zwar zu eurer Heimatwelt, rammte dort aber all ihre Schiffe in den Boden.“
Hickory warf einen Blick auf Drahk, der völlig erstarrt wirkte.
„Ich weiß ja nicht – ich schätze, Pakal’Dor war vermutlich sein Stellvertreter für das Kommando? Tevarin, das Militär ist eher dein Ding, also sag du es mir.“
Jetzt ergab alles einen Sinn. Die Wahrheit starrte ihm ins Gesicht, aber er wollte sie nicht akzeptieren. Wenn es wahr war, hatte Corath’Thal große Schande über sich selbst und die Tevarin gebracht und sein Volk entehrt. Die Rijora verbot Selbstmord. Sie schrieb eine ehrenvolle Kapitulation vor, vor allem dann, wenn man mit dem Rücken zur Wand stand. Als Drahk die Realität erkannte, schien es ihm wichtiger denn je, diesem Käfig zu entkommen. Nur er konnte seine Mitkämpfer vor der Schande bewahren, für einen unehrenhaften Anführer zu kämpfen.
„Wo ist es? Das Instrument der Kapitulation?“
„Auf meinem Schiff.“
„Hier?“
Hickory schüttelte den Kopf und deutete auf ein Datenmodul in seinem Anzug.
„Ich weiß genau, wo es ist.“
Drahk hielt das Multitool hoch und Hickorys Augen wurden groß.
„Ich helfe Dir von diesem Schiff, wenn Du mir das Instrument der Kapitulation besorgst.“
Hickory nickte.
„Sicher.“
Drahk streckte ihm das Multitool entgegen. Hickory nahm es und machte sich an die Arbeit.
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Wallace beobachtete, wie sich das Schild der „Crescent“ verformte, als es eine weitere Salve abfing. Die Gesamteffizienz des Schildes sank um ein weiteres Prozent. Sie wusste, dass dieses Feuergefecht unhaltbar war. Sie waren dabei zu verlieren.
Coburn stellte sich neben sie, was kein gutes Zeichen war.
„Bericht aus Sektor sechs. Marine Hernandez hat drei Männer verloren und ist gezwungen, sich in den Haupthangar zurückziehen. Sein Team arbeitet mit der Flugcrew zusammen, um das Gebiet zu sichern, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Tevs versuchen, dort einzudringen.“
Das Terminal vor Commander Wallace piepste. Sie blickt darauf, überprüfte die Ergebnisse. Zuvor war ihr etwas beim Phalanxschild des Tev-Schiffs aufgefallen. Jedes Mal, wenn es eine Salve absorbierte, reparierte ein Energiestrom des Schiffes den Schaden schnell wieder und machte das Schild erneut voll funktionsfähig. Also machte Wallace eine Serie Scans. Daraus ergaben sich Energieströme, die aus bestimmten Bereichen des Schiffes kamen. Wenn sie diese Sektoren angreifen würden, könnten sie vielleicht das Schild insgesamt ausschalten.
„Commander, haben Sie gehört, was ich gesagt habe?“
„Diese Punkte. Sehen Sie sie?“
Coburn nickte als Antwort.
„Von dort kommt die Energie für das Phalanxschild.“
„Anflug!“, rief Ayers.
Wallace und Coburn blickten auf und sahen eine Schakal, die im Tiefflug soeben die Brücke angreifen wollte. Kaum über der Oberfläche der „Crescent“, feuerte sie aus beiden Rohren während sie ihr kleines Phalanxschild gekonnt hin und her schwang, um die Angriffe abzuwehren.
„Feuer konzentrieren. Schaltet das Ding aus, sofort!“, rief Coburn.
Die Schüsse der Schakal schlugen in das Schiffsdeck vor der Brücke ein. Ein Schuss der „Crescent“ wiederum hatte die Flügel der Schakal gestreift. Die Schakal versuchte verzweifelt den Kurs zu halten, geriet aber stattdessen ins Trudeln und schlug kurz vor der Brücke auf die „Crescent“. Die Explosion erschütterte das Schiff und eine Trümmerwolke wirbelte auf und versperrte der Brücke die Sicht auf das Kampfgeschehen.
Coburn kam wieder auf die Beine: „Wir müssen etwas tun oder wir werden nicht mehr lange durchhalten.“
Commander Wallace nickte.
„Geben Sie Villar diese Koordinaten. Schalten wir das Schild aus.“
„Ayers, drehen Sie auf Kurs 2-7-3. Leiten Sie die Energie für die Schilde nach vorne um …“
Alle auf der Brücke hielten die Luft an. Ein paar tauschten ängstliche Blicke aus.
„Bestätigen Sie . . . “
„2-7-3, Sir?“ fragte Ayers, dessen Stimme ins Stocken geriet.
„Das ist genau der richtige Kurs“, sagte Coburn.
Wallace drehte sich fordernd zu Ayers um. Schließlich brachte dieser ein „Sir“ hervor.
Wallace starrte zu Coburn hinunter.
„Wie Sie sagten, wir müssen etwas tun.“
Wallace lächelte.
„Uns selbst zu töten war nicht das, was ich im Sinn hatte,“ erwiderte Coburn.
„Wenn wir das Schild durchdringen und diese Punkte treffen, können wir vielleicht anfangen richtigen Schaden anzurichten.“
„Es sei denn, sie töten uns vorher.“
„Nun, sorgen Sie dafür, dass das nicht passiert.“
Wallace sah sich um. Alle waren noch immer wie erstarrt.
„Ihr habt Befehle, Leute. Benehmt euch auch so“, rief sie.
Coburn riss sich los und ging zurück zu seinem Terminal.
„Villar, ich will, dass alle Waffen auf die aktualisierte Zielerfassung ausgerichtet sind. Auf mein Kommando: Feuerbereit.“
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Drahk schaffte es, sich auf den Beinen zu halten. Hickory hatte nicht so viel Glück. Einige Augenblicke zuvor hatte eine gewaltige Explosion das Schiff erschüttert und ihn auf den Boden geschleudert. Glücklicherweise hatte der Mensch im Frachtraum einen Helm gefunden, um den Aufprall abzufedern. Drahk eilte herbei und half Hickory auf die Beine. Gemeinsam gingen sie weiter zu ihrer einzigen Hoffnung – dem Hangar. Auch wenn es dort vor Soldaten nur so wimmeln würde, war es ihre einzige Chance von diesem Schiff zu kommen. Während sie rannten, fummelte Hickory weiter an den Einstellungen des Helms herum.
„Nach rechts“, rief Hickory.
Drahk bog um die Ecke und wurde langsamer. Am Ende des Ganges befand sich eine Panzer-Tür, in der ein großes Loch klaffte. Schreie und vereinzeltes Waffenfeuer hallten von drinnen wider.
„Meine Leute sind in den Hangar eingedrungen.“
Er schlich sich an das Loch heran und scannte den Hangar. Menschliche und tevarinische Leichen waren über den Boden verstreut und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Eine Reihe behelfsmäßiger Barrikaden war errichtet, aber bereits überrannt worden. Die wenigen menschlichen Überlebenden kauerten, entweder allein oder in kleinen Gruppen, und feuerten verzweifelt auf alles, was sich bewegte. Drahk beobachtete die Tevarin-Krieger, die zwischen Deckungspunkten hin- und herrannten und versuchten, die verbliebenen Widerstandsnester zu umgehen.
„Irgendwelche Schiffe?“
„Eines, auf der anderen Seite. So eines habe ich noch nie gesehen.“
Hickory spähte in den Hangar.
„Verdammt. Es ist nur ein kleines Cargo-Schiff.“
„Kannst du es fliegen?“
„Natürlich. Das ist nicht das Problem.“
„Was ist es dann?“
„Das Schiff hat keine Waffen. Und die Schilde sind bestenfalls minimal.“
„Ja?“
„Du weißt schon, dass da draußen gekämpft wird.“
Hickory schaute nervös zu Drahk.
Er fragte ihn: „Wie machen wir das?“
„So schnell wie möglich. Bleib unten und folge mir“, antwortete Hickory.
Drahk trat durch das Loch, dann eilte er zu einer behelfsmäßigen Barrikaden. Einige Augenblicke später gesellte sich Hickory zu ihm. Das Schiff befand sich direkt gegenüber im Hangar, aber bis dorthin lag ein offenes Feld vor ihnen. Sie konnten es nicht überqueren, ohne bemerkt zu werden. Plötzlich erfüllte ein schriller Schrei den Hangar. Ein Tevarin-Krieger stürmte über eine Barrikade und zog das Feuer des dahinterstehenden Menschen auf sich. Währenddessen schlich ein anderer Tevarin von der anderen Seite heran. Der Mensch erkannte plötzlich seinen Fehler und schwenkte seine Waffe, doch es war zu spät. Der Tevarin Krieger riss seine eigene Waffe hoch und tötete den Menschen mit einem einzigen Schuss.
„Beweg dich – jetzt“, sagte Drahk.
Er rannte auf die Barrikade zu, die dem kleinen Cartgo-Schiff am nächsten war. Schüsse ertönten in seine Richtung. Als er sich der Barrikade näherte, glitt er darüber hinweg, bis er hinter ihr Deckung war. Mit klopfendem Herzen, aber lebend und überglücklich. Er drehte sich um und sah Hickory auf sich zurennen, aber der Mensch kümmerte sich nicht einmal um die Barrikade, sondern rannte direkt auf das Schiff zu. Hickory sprang hinein und startete es. Das Schiff erwachte zum Leben und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Drahk rannte an die Seite, öffnete die Luke und kletterte ebenfalls hinein. Er drehte sich um und sah, wie ein weiterer Tevarin-Krieger mit erhobener Waffe einsteigen wollte. Als er sah, dass Drahk ein Tevarin war, blieb er stehen und starrte ihn verblüfft an. Plötzlich gab Hickory Schub nach vorne und der Krieger fiel hinunter. Drahk drückte den Knopf und sah zu, wie sich die Luke langsam schloss.
„Lass uns von hier verschwinden“, rief er Hickory zu.
„Jetzt kommt der einfache Teil.“
Mit diesen Worten beschleunigte Hickory das Schiff aus dem Hangar. Sie durchbrachen das Schutzschild und gerieten sofort in den Strudel des Kampfes. Vor ihnen lag ein dichtes Trümmerfeld von zerstörten Schiffen im Raum zwischen den gewaltigen Großkampfschiffen. Jäger, sowohl menschliche als auch tevarinische, jagten sich gegenseitig und feuerten aufeinander. Es war ein wahres Inferno. Hickory wich aus, so gut er konnte. Als es ihm schließlich gelang, dem Kampfgetümmel zu entkommen, konnte Drahk einen ersten genauen Blick auf das Schlachtfeld werfen. Die „Crescent“ sah aus, als würde sie versuchen, die Tevarins zu rammen. Nach den jüngsten Ereignissen zu urteilen, schien das Rammen eines Schiffes statt zu fliehen, die Strategie der Wahl zu sein.
Hickory hatte das Gefühl, sein Herz würde ihm gleich aus der Brust springen. Irgendwie hatte er überlebt, als er das Schiff durch das Chaos gesteuert hatte. Die Ruhe des offenen Weltraums war nun ein seltsamer Kontrast zu dem, was sie gerade erlebt hatten.
„Wie weit ist es noch?“, fragte Drahk aus dem Frachtraum.
„Fast geschafft“, antwortete Hickory, während er seinen Blick auf den Scanner gerichtet hielt.
Drahk wurde immer nervöser, je weiter sie sich vom Asteroidengürtel entfernten. Er drängte Hickory, schneller zu fliegen. Auch wenn dieses Schiff für viele Dinge gebaut worden war – Geschwindigkeit gehörte nicht dazu.
Aus Hickorys Anzug kam ein dezenter Piepston. Sie waren nahe dran. Als er die Reichweite des Schiffsscans vergrößerte, tauchte ein Fleck auf dem Radar auf. Augenblicke später kam sein Schiff, die „Dolos“, in Sicht. Ein Teil von ihm hatte geglaubt, er würde sie nie wieder sehen. Hickory stoppte das Cargo-Schiff und wandte sich an Drahk.
„Also, wie soll das jetzt funktionieren?“
„Wenn das Instrument echt ist, wird es eine Reihe von Codes enthalten, die meine Leute überprüfen können.“
„In Ordnung. Ich kümmere mich darum.“
Hickory klopfte Drahk auf dem Weg zur Luke auf die Schulter.
„Viel Glück und danke für deine Hilfe.“
„Ich komme mit dir.“
„Nichts Persönliches, aber ich lasse niemanden sonst auf mein Schiff.“
„Entschuldige, wenn mir das egal ist. Mein Volk und das Deine werden weiter sterben, bis sie die Wahrheit erfahren. Ich bin verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Nachricht schnellstens an die Öffentlichkeit gelangt.“
Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Hickory konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einen Fremden an Bord seines Schiffes gelassen hatte.
„Wir können darüber streiten, wenn du willst.“
„Gut, gut. Dann lass uns gehen.“
Die beiden kletterten aus dem Schiff und schwebten hinüber zur „Dolos“. Hoffentlich kam die Übermittlung nicht zu spät.
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Commander Wallace beobachtete, wie der Bug der „Crescent“ durch das Phalanxschild drang. Sofort wurde das Schiff von einem harten Sperrfeuer getroffen. Als die erste Welle vorüber war, rief Coburn:
„Waffen! Feuer!“
Die „Crescent“ antwortete mit einer eigenen Salve. Die massiven Schüsse schlugen in den Rumpf des Tevarin-Schiffes ein. Wallace sah auf ihr Terminal.
„Phalanx ist 10, nein 20 Prozent gefallen. Es funktioniert!“, rief Daughtry von seiner Scanstation aus.
„Energie zurück auf die Schilde“, befahl Coburn.
„Besorgen Sie uns einen Winkel für den nächsten Punkt und zwar schnell, Ayers.“
Coburn blickte zu Commander Wallace. Das Feuer in ihren Augen verriet alles: Das konnte tatsächlich funktionieren. Ein Gegenangriff der Tevarin ließ die Schilde wild aufflackern. Einige Schüsse durchschlugen Teile des massiven Großraumschiffs, aber die „Crescent“ hielt stand.
„Geschütze bereit in zehn Minuten!“
„Ich warte!“, rief Wallace ungeduldig.
Plötzlich verschwand das Schild der Phalanx vollständig. Ein Jubelschrei ging durch die Besatzung auf der Brücke. Wallace studierte ihren Bildschirm. Hier stimmte etwas nicht.
„Wir ziehen uns aus dem Nahkampfbereich zurück“, befahl Coburn.
„Dann beschießen wir sie, bis nichts mehr übrig ist.“
„Wir haben eine Nachricht über den Notfallkanal erhalten“, rief Darsha von der Kommunikationsstation. Commander Wallace blickte auf ihr Terminal, um die eingehende Nachricht zu lesen.
„Wir sind in Position, Sir!“
„Machen Sie die Railgun bereit und -“
„NICHT SCHIEßEN!“, befahl Commander Wallace laut und deutlich.
„Commander!“, rief Coburn.
„Jetzt ist unsere Chance, das zu beenden.“
„Sie haben gerade ihre Kapitulation verkündet. Sie ließen das Phalanxschild fallen, um zu zeigen, dass sie es ernst meinen. Warten Sie … sie sagen auch, dass der Krieg vorbei ist…“, las Wallace sehr ernst vor.
„Was? Sie wissen es und wir nicht? Das ist eine Lüge. Man kann diesen Tevs nicht trauen.“
Coburn war ausser sich.
„Achten Sie auf Ihren Ton, XO“, unterbrach ihn Wallace.
„Überprüfe die Scans. Ich wette, dass sich in diesem Moment noch mehr Prowler zu dem Schiff schleichen „, rief Coburn und wurde von Sekunde zu Sekunde panischer. „Wir müssen sie jetzt erledigen, solange wir noch die Chance dazu haben. Villar, feuern Sie die verdammte Railgun ab!“
Villar reagierte nicht auf Coburns Befehl. Sie sah Wallace an.
„Wie lautet Ihr Befehl, Sir?“
Wallace sah sich auf der Brücke um. Sie sahen zu ihr, nicht zu Coburn, zum ersten Mal.
„Nicht schießen. Kanäle öffnen.“
Wallace drehte sich zu Coburn um, der immer noch vor Wut bebte.
„Werden wir ein Problem bekommen, XO?“, fragte ihn Wallace mit ruhiger Stimme.
Coburn hielt Wallace‘ Blick stand. Es sah so aus, als ob das, was ihn gefahren war, langsam verblasste. Er beruhigte sich.
„Nein, Sir.“
„Gut“, sagte Wallace und ging zum Schirm hinüber.
„Dann wollen wir mal sehen, was sie zu sagen haben.“
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Drahk hörte sich die Militärmitteilung der UEE-Sendung im Cargo-Schiff an, während Hickory versuchte, sein Schiff zu reparieren. Die Nachricht war gerade noch rechtzeitig angekommen. Das Tevarin-Schiff war gerettet. Es hatte zwar schwere Schäden erlitten, aber ein großer Teil der Besatzung war noch am Leben. Die Besatzung des“Crescent“ wusste nicht, was sie mit den Überlebenden Tevarins machen sollte. Das Tevarin-Schiff war zu stark beschädigt, um den Asteroidengürtel verlassen zu können. Dann hörte die „Crescent“ den Aufruf der Transporter, die die Überlebenden übernahmen.
„Sieht aus, als wäre ich fertig“, sagte Hickory vom Pilotensitz aus. „Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn ich nicht hierbleibe. Ich bin besser nicht da, wenn die Crescent in diese Richtung kommt. Du bist vielleicht nicht mehr ihr Feind, aber ich bezweifle, dass ich das auch sagen kann.“
„Viel Glück für Dich. Ich hoffe, es liegen bessere Tage vor Dir“, sagte Drahk, dann neigte er ehrerbietig den Kopf.
„Was wirst Du jetzt tun?“
Drahk dachte einige Augenblicke lang nach.
„Ich weiß es nicht.“
Hickory lächelte und öffnete die Luke. Er hielt inne und schaute zurück,
„Ich habe da diese Sache im Banu-Raum, um die ich mich kümmern muss, aber, ähm, es gibt eine Menge Orte zwischen hier und dort, wo wir einen Halt machen könnten. Ich kann dich irgendwo absetzen, wenn du willst.“
Drahk blickte zu ihm auf und nickte.
„Ja.“
Hickory lächelte ihn an.
Schweigend begaben sie sich wieder zu seinem Schiff. Während Hickory die „Dolos“ für den Start vorbereitete, machte sich Drahk auf den Weg nach hinten. Er legte sich auf das Bett und schlief sofort ein, ohne zu wissen, wohin die Reise ging oder wo er sein würde, wenn er wieder aufwachte.
Zum ersten Mal war das für ihn in Ordnung.